Ludwig van Beethoven

The Piano Concertos

Margarita Höhenrieder (Klavier), Staatskapelle Dresden, Ltg. Fabio Luisi, Kammerphilharmonie Amadé, Ltg. Leon Fleisher, Württembergisches Kammerorchester Heilbronn, Ltg. Leon Fleisher, Bamberger Symphoniker, Ltg. Martin Haselböck, Bayerisches Staatsorchester, Ltg. Bruno Weil

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Accentus
erschienen in: das Orchester 6/2022 , Seite 80

Ludwig van Beethovens fünf Klavierkonzerte gelten unumstritten als Meilensteine in der Geschichte der Gattung. Entstanden in Wien zwischen 1795 und 1809 zeigen sie eindrücklich die Entwicklung eines Komponisten, der sich nicht nur von Konzert zu Konzert von seinen Vorgängern emanzipierte, sondern auch die Grenzen des Gewöhnlichen überschritt. Mit jedem dieser Konzerte hat Beethoven ein Juwel erschaffen. Er selbst hat seine Werke, wie bis dahin üblich, vom Klavier aus dirigierend aufgeführt. Nur die Uraufführung des fünften Klavierkonzerts fand 1811 in Leipzig mit Friedrich Schneider am Klavier statt, da die fortschreitende Ertaubung Beethoven immer deutlicher beeinträchtigte.
Die vorliegenden Konzertmitschnitte hat die Pianistin Margarita Höhenrieder im Zeitraum von 2008 bis 2020 aufgenommen. Als künstlerische Partner hat sie hochkarätige Orchester und Dirigenten an ihrer Seite, unter anderem die Staatskapelle Dresden unter Leitung von Fabio Luisi und die Bamberger Symphoniker unter Leitung von Martin Haselböck.
Ähnlich wie beim Komponisten ist auch bei der Interpretin deutlich ein Reifungsprozess innerhalb der Aufnahmen erkennbar. Die Pianistin selbst glaubt, „im Laufe der Jahre Beethovens Werke beseelter und zugleich reflektierter interpretieren zu können“. Eine Entwicklung, die ihr auch vom Beethoven-Spezialisten Alfred Brendel bestätigt wurde. Über ihren Lehrer und Mentor Leon Fleisher führt sogar eine direkte Linie zu Beethoven. Als Professorin ist es ihr ein Anliegen, diese Tradition an die nächste Generation weiterzugeben. „Ein schönes, singendes Legato-Spiel war Beethoven besonders wichtig“, führt die Pianistin im informativen Booklet aus. Dem kommt sie besonders zu Beginn des vierten Klavierkonzerts beeindruckend nach – für die Pianistin „das Vollkommenste“ und auch der eigentliche Höhepunkt dieser Reihe.
Auf der ersten DVD ist, neben dem Klavierkonzert Nr. 1 und einer Zugabe von Harald Genzmer, der zahlreiche Werke für Höhenrieder schrieb und von dem sie die Anregung erhalten hat, auf die „innere Stimme zu hören“ und den „eigenen Weg zu gehen“, auch ein spannendes Porträt über Höhenrieder selbst zu finden. Die zweite DVD zeigt, neben den Klavierkonzerten Nr. 2 und 3, die Pianistin und Leon Fleisher bei der gemeinsamen Probenarbeit. Die Aufnahme des fünften Klavierkonzerts – neben dem vierten Klavierkonzert auf der dritten DVD zu finden – entstand als Gedenkkonzert anlässlich des Todes Fleishers 2020. Das Bonusmaterial der dritten DVD umfasst ein aufschlussreiches Gespräch zwischen der Pianistin und dem Dirigenten Bruno Weil.
Das nächste Projekt von Margarita Höhenrieder wird die Aufnahme der Sonaten von Beethoven sein, die sie an modernen, zum Teil aber auch an historischen Instrumenten einspielen wird.
Mano Eßwein