Wolfgang Amadeus Mozart/ Trygve Madsen

The Horn Concertos/ Invitation to a Journey with Mozart and Four Horn Players

Christoph Eß (Horn), Folkwang Kammerorchester Essen, German Hornsound, Ltg. Johannes Klumpp

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 03/2019 , Seite 65

Mozarts Hornkonzerte stehen derart präsent im Mittelpunkt des hornistischen Repertoires, dass auch die allerbesten Bläser Manschetten haben, sie neu auf CD aufzunehmen. Dabei geht es weniger um die technischen Herausforderungen, die auf dem modernen Ventilhorn für Profis überschaubar sind. Vielmehr muss man, wie eigentlich immer bei Mozart, zu seinen Konzerten auch musikalisch etwas zu sagen haben. Als ich vor ein paar Jahren Christoph Eß, den wunderbaren Solohornisten der Bamberger Sinfoniker, mit Mozarts drittem Hornkonzert in Dessau hörte, wünschte ich mir sogleich, er möge recht bald alle Konzerte auf CD herausbringen. Was nun tatsächlich geschehen ist. Beim Label Genuin liegen die Hornkonzerte KV 417 Nr. 2, KV 447 Nr. 3 und KV 495 Nr. 4 vor, dazu die zwei zum Konzert Nr. 1 vereinten Sätze KV 412 und KV 514, Letzterer in zwei Versionen (rekonstruiert von Robert Levin sowie in der umfangreicheren Variante von Franz Xaver Süßmayr). Als Draufgabe enthält die Aufnahme die unterhaltsame Einladung auf eine Reise mit Mozart und vier Hornisten von Trygve Madsen (*1940).
Christoph Eß macht in seiner Interpretation deutlich, warum Mozarts Hornkonzerte so besonders sind: Sie pflegen einerseits das Image des Horns als Jagdinstrument, vertrauen ihm andererseits aber derart wunderbare Themen und Motive an, dass mit ihnen dieses scheinbar so simple Naturinstrument zu einem vollwertigen Melodieinstrument wird – und das noch ganz ohne Ventile, die erst später erfunden wurden. Die ständigen Abweichungen von der Naturtonreihe mussten Mozarts Leib- und Magenhornist Joseph Leutgeb (kein Käsehändler, wie die Legende geht!) und seine Berufskollegen durch Veränderung der Handstellung im Trichter bewältigen.
Der Ton von Christoph Eß ist fabelhaft wandlungsfähig, leicht schimmernd mit Vibrato, aber doch kernig, zart im Piano und unaufdringlich auftrumpfend im Forte. Wer andere Aufnahmen von Eß kennt, weiß, zu welchem Volumen der Mann fähig ist. Doch er setzt seine Qualitäten immer klug und durchdacht ein, baut Steigerungen konsequent auf, erzählt Geschichten – und er fügt sich in das hervorragende Folkwang Kammerorchester ein, das schlank, straff und frisch musiziert. Zu diesem authentischen Eindruck trägt sicherlich bei, dass alle Konzerte live aufgenommen wurden. Einbußen in der Qualität oder Kiekser hört man natürlich nicht. Ein besonderer Bonus ist, dass Eß mutig annimmt, auch das Konzert Nr. 2 KV 417 müsse im ersten Satz eine Kadenz enthalten haben – und einfach eine einfügt.
Schließlich die Reise mit Mozart, auf die Eß seine Kollegen Sebastian Schorr, Stephan Schottstädt und Timo Steininger von German Hornsound mitnimmt. Das sind vergnügliche Variationen über allseits bekannte Themen aus Mozarts Hornkonzerten. Besonders lustig der letzte Abschnitt, der sich nicht zwischen dem Schlusssatz aus den Konzerten Nr. 2 und Nr. 4 entscheiden kann. Gerne liest man im Booklet den Text von Reinhard Goebel.
Johannes Killyen