Albinoni / Telemann / Marcello / Gabrielli

The Historical Trombone

The Baroque Trombone / 1553-1837

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Querstand VKJK 1204
erschienen in: das Orchester 10/2012 , Seite 70

Der Titel der CD The Baroque Trombone lässt zunächst an Original-
literatur denken, doch bereits nach den ersten Sekunden des Hörens wird klar, dass es hier um ein ganz besonderes Experiment geht: Die auf der CD enthaltenen Stücke sind allesamt Transkriptionen bekannter Werke von Tommaso Albinoni, Georg Philipp Telemann, Benedetto Marcello und anderen, die ursprünglich von den Komponisten nicht für die Posaune geschrieben worden sind.
Es ist die zweite CD aus einer Reihe von insgesamt vier CDs, die sich jeweils einer anderen Stilepoche verschrieben haben: Nr. 1 – Renaissance, Nr. 2 – Barock, Nr. 3 – Klassik, Nr. 4 – Romantik. Die Gesamtreihe trägt den Titel Ercole Nisini – The Historical Trombone, Der Klang der Posaune zwischen Renaissance und Romantik.
Wer der Meinung ist, Posaunen seien langsam, ungelenk und nicht immer intonationssicher, der wird mit dieser CD definitiv eines Besseren belehrt: Äußerst geschmackvoll und stilsicher gestaltet sind neben dem Ricercar 2 von Domenico Gabrielli zum Beispiel auch das Concerto a Cinque No. 2 von Tommaso Albinoni, und von technischen Schwierigkeiten keine Spur! Ganz im Gegenteil: Die Telemann-Sonata 4, auf dieser CD für Barockposaune und Barockfagott (Monika Fischaleck) eingespielt, ist technisch so einwandfrei, dass man sich bei diesem musikalischen Wettstreit fast nicht entscheiden kann, welcher der beiden fantastischen Musiker ihn gewinnt, und das Stück immer und immer wieder hören möchte.
Die knapp 50-minütige CD ist überhaupt äußerst abwechslungsreich gestaltet. Fast jedes Stück kommt in einer anderen Besetzung daher, und man kann sich ebenso an den lupenrein spielenden Streichern (Jiri Sycha und Amrai Große, Violine; Angelika Grünert, Viola) sowie am einfallsreich begleitenden Cembalo (Rebecca Maurer) oder der bereits erwähnten hervorragenden Barockfagottistin Monika Fischaleck erfreuen, die mit dazu beitragen, Ercole Nisinis Projekt gelingen zu lassen.
Im Textheft erfährt man von Ercole Nisinis Überlegung, ob Komponisten wie Georg Philipp Telemann, Antonio Vivaldi oder Johann Sebas-
tian Bach Konzerte oder Solosonaten für die Posaune geschrieben hätten, wenn ihnen technisch versierte und musikalisch hochbegabte Posaunisten zur Verfügung gestanden hätten. Dass Ercole Nisini so ein hochbegabter Musiker ist, steht nach dem Hören dieser CD jedenfalls außer Frage, und jedem, der auf diesem Instrument „unterwegs“ ist, sei diese CD-Reihe mit dem außergewöhnlichen musikalischen Talent Nisinis nachdrücklich empfohlen. Wer in die CD “hineinschnuppern” möchte, dem wird bei mp3- und Videoaufnahmen auf www.ercolenisini.de schon der nötige
Appetit zum Kauf kommen!
Kristin Thielemann