Werke von Bach, Ysaÿe, Honegger und anderen
The French Connection
A Recital for Solo Violin, Herwig Zack (Violine)
Nachdem er auf seiner letzten CD das Repertoire für solistische Violine aus der Perspektive Made in Germany abgetastet hat, nimmt der Geiger Herwig Zack nun die French Connection in den Fokus. Mit diesem Titel ist nicht nur Musik französischer Provenienz gemeint, sondern – die Namen Johann Sebastian Bachs und Georg Philipp Telemanns verweisen darauf – es geht hier vielfach auch um musikalische Einflüsse.
Angesichts der Möglichkeiten, die sich insbesondere bei der Wahl von Kompositionen aus dem 20. Jahrhundert noch geboten hätten (Paul Arma, Darius Milhaud und Pierre Boulez wären weitere attraktive Kandidaten gewesen), erweist sich die Wahl der Werke nicht immer ganz glücklich. Immerhin ist die Einspielung der raumgreifenden (und häufig erklingenden) E-Dur-Partita BWV 1006 der Kontextualisierung geschuldet, da Zack aus dem knapp 200 Jahre später entstandenen Zyklus von Eugène Ysaÿes Solosonaten op. 27 ausgerechnet die a-Moll-Sonate auswählt, die sich obsessiv an das Bach’schen Vorbild klammert, wodurch das Nacheinander beider Werke zwingend wird. Da der Geiger dem Preludio der Bach’schen Partita einen erfreulich scharfen Tonfall verleiht, auf den er auch in der klanglich ausgefeilten Wiedergabe der Ysaÿe-Sonate immer wieder zurückkommt, wirken die beiden Stücken zudem noch stärker aufeinander bezogen, als sie es ohnehin bereits aufgrund der kompositorischen Referenz sind.
Die Wahl zweier Fantasien Telemanns, alternierend zur Sonate pour violon seul von Arthur Honegger und der Introduction et Fugue aus den Six Morceaux op. 55 von Henri Vieuxtemps platziert, ist hingegen weniger einleuchtend, auch wenn die Interpretationen der Stücke sehr überzeugend geraten und insbesondere der Largo-Satz von Telemanns Fantasie VII durch geschickte Platzierung von Verzierungen überzeugt.
mmerhin wird – auch mit Blick auf den Fantasiecharakter des Kopfsatzes aus Jean Martinons Sonatine op. 32 Nr. 1 – im Vergleich vieler Werke deutlich, wie sich die mehrsätzige Anlage über die Jahrhunderte hinweg veränderte und welche musikalischen Konstanten die Komponisten jeweils beibehielten.
Vieuxtemps’ komplexe Kontrapunktstudie, abermals eine Verbeugung vor Bach, ist in ihrer klaren, klangvollen Darstellung ein Höhepunkt der Produktion, zumal Aufnahmen des Stücks sonst eher Mangelware sind. Weitere einprägsame Momente finden sich einmal in der geradlinigen, einen Spannungsbogen über die Sätze hinweg aufbauenden Lesart, die Zack Honeggers streng klassizistischer Sonate verleiht, dann aber auch in der klangsinnlichen Wiedergabe von Martinons selten erklingendem Stück.
Dass der Geiger seine CD mit Igor Strawinskys Bearbeitung der Marseillaise beschließt, dient als augenzwinkernder Schlusspunkt eines Programms, das man sich mit großem Gewinn zu Gemüte führen kann, schafft es Zack letzten Endes doch, die einzelnen Werke einander gegenseitig beleuchten zu lassen.
Stefan Drees