Werke von Ludwig van Beethoven, Arvo Pärt, Johannes Brahms und anderen

The Clarinet Trio Anthology

Daniel Ottensamer (Klarinette), Stephan Koncz (Violoncello), Christoph Traxler (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Decca
erschienen in: das Orchester 03/2023 , Seite 68

Preiswürdig ist diese sieben CDs umfassende Box The Clarinet Trio Anthology, die als kreatives Ergebnis des ersten Corona-Lockdowns entstanden ist! Nur selten bleibt Künstler:innen im Konzertalltag Zeit, sich so intensiv mit dem eigenen Repertoire auseinanderzusetzen und kontinuierlich miteinander zu arbeiten. Wie gewinnbringend dies sein kann, ist bei dem seit fünfzehn Jahren zu-sammen musizierenden und musikalisch in Wien beheimateten Trio mit dem Klarinettisten Daniel Ottensamer, dem Cellisten Stephan Koncz und dem Pianisten Christoph Traxler zu erleben. Sie haben das Repertoire für ihre Besetzung durchforstet und neben den bekannten Trios von Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms 24 weitere, fast ausschließlich originale Trio-Kompositionen, die von der Klassik bis zur zeitgenössischen Musik reichen, eingespielt. Die intensive Arbeits- und Aufnahmephase des Trios erstreckte sich ungefähr über ein Jahr und scheint die Musiker in den Flow-Zustand versetzt zu haben: Die Interpretationen sind emotionsgeladen, sie sprühen vor Spontaneität, alles klingt selbstverständlich. Neben rauschenden Klavierakkorden gibt es leicht perlende Läufe, das Violoncello singt seelenvolle Kantilenen und die Klarinette tönt ausdrucksvoll und brillant mit weichem, rundem Klang. Dabei ist die Balance des auf einer Wellenlänge musizierenden Trios perfekt.
Intelligent ist auch die Zusammenstellung der einzelnen CDs, die jede für sich als ein Konzert gehört werden kann. Da werden die Trios von Ludwig van Beethoven – sein Gassenhauer-Trio op. 11, das Trio op. 38 und die Triofassung des Septetts – von Arvo Pärts Mozart-Adagio flankiert. Das Trio des Beethoven-Schülers Ferdinand Ries wird mit Jörg Widmanns Nachtstück und den Acht Stücken op. 83 von Max Bruch kombiniert, der die ursprüngliche Fassung mit Viola selbst für Violoncello transkribiert hat und dessen sechstes Stück den Titel „Nachtgesang“ trägt. Wie vielfältig die Formen und der Aus-drucksbereich dieser Trio-Formation ist, zeigt die CD-Zusammenstellung: auf Michail Glinkas Trio pathétique mit seiner von Bellini beeinflussten, opernhaften Melodik folgen die kontrastreichen Trio-Miniaturen von Paul Juon und A Friday Night in August des Schweizers Daniel Schnyder mit Jazz-Ele-menten. Neben weiteren romantischen Werken, darunter das bemerkenswerte Trio op. 44 von Louise Farrenc, sind noch stilistisch unterschiedliche zeitgenössische Werke z. B. von Friedrich Cerha, Wolfgang Rihm, Mark-Anthony Turnage und als fulminanter Schluss- und Höhepunkt das herausfordernde, exzellent ausgeführte Klarinetten-Trio von Magnus Lindberg zu hören.
Die sieben CDs sind eine repräsentative Dokumentation und bieten ein hochkarätiges Hörvergnügen auf der spannungsvollen Entdeckungsreise durch die Musik für Klarinetten-Trio.

Heribert Haase