Andreas Mendel
Technische Grundlagen der Oboe
Luftführung & Stütze, Atem & Klang, Doppelzunge, Fingertechnik, Ansatztraining, Master Edition
Seit 2015 kommen in unregelmäßiger Folge verschiedene Lehrhefte mit Technischen Grundlagen der Oboe heraus. Zunächst erschienen „Effektive und systematische Übungen zur gezielten Verbesserung der Technik“ (das Orchester 1/2017), bald die beinahe gleichen Übungen in Moll (das Orchester 7-8/2017) und 2020 hatte der im Linzer Bruckner Orchester tätige Oboist und Autor Andreas Mendel speziell Jugendliche und Studierende im Blick (üben & musizieren 6/2020).
Nun erschien im von Mendel gegründeten Verlag Konikos der vermutlich letzte Band mit weiteren technischen Grundlagen wie Luftführung, Stütze, Atem, Klang, Doppelzunge, aufbauende Fingertechnik und Ansatztraining. Hierin bespricht er schwierige Themen, an die sich herkömmliche Oboenschulen bislang nicht getraut haben. Dabei wünscht er sich, dass „die Leser neugierig werden, neue Dinge ausprobieren und sich durch die interessanten und sehr persönlichen Beiträge namhafter Oboisten inspirieren lassen“.
Der Band beginnt mit dem Verweis auf die richtige Finger- und Handhaltung, wobei während der Übungen insbesondere eine mögliche Anspannung vermieden und der Kraftaufwand minimiert werden sollte. Nach bewusst und kontrolliert durchgeführten Fingerübungen mit Tonleitern und den zusammengehörigen Akkorden wendet sich Mendel dem eigentlichen Ansatztraining zu, und zwar einem „gezielten Training der Ansatzmuskulatur“ – wiederum mit entsprechenden Übungen. Für Oboist:innen schwierig und recht zeitaufwendig ist das Erlernen der Doppelzunge, dem im darauffolgenden Kapitel mit genauen Erklärungen und Übungen für eine richtige Koordinierung ausreichend Raum gegeben wird. Spannend ist das Kapitel über die Optimierung der Ansatz-Muskelfunktionen, wo besonders die Lippen, die Zunge und das Gaumensegel im Fokus des Interesses stehen.
Im umfangreichsten Kapitel „Luftführung und Stütze“ kommen langjährige und bekannte Solo-Oboist:innen aus verschiedenen Orchestern zu Wort, die ihre Überzeugungen und Erfahrung mitteilen und auch über häufige Fehler berichten. So meint beispielsweise Clara Dent-Bogányi, gutes Stützen hätte vor allem etwas mit Entspannung zu tun, für Nick Deutsch ist die Stütze wie die Zündung eines Autos und Albrecht Mayer meint gar, Stütze sei keine muskuläre Anspannung wie bei Bruce Lee. Dabei stellt der Autor den Oboist:innen stets dieselben Fragen wie „Was sind deine Grundüberzeugungen von Stütze und Luftführung, die dich beim Spiel oder beim Unterricht leiten?“ oder „Gibt es einen bestimmten ‚Fehler‘ beim Stützen, der unbedingt vermieden werden sollte?“ Die Antworten sind bemerkenswert und besonders für Schüler:innen sehr aufschlussreich.
Im achten und letzten Kapitel „Atem & Klang“ kommt schließlich die an der Münchner Musikhochschule lehrende Dozentin Isa Terwiesche zu Wort, die zum Beispiel zeigt, wie mit manueller Atembehandlung Blockaden erkannt und abgebaut werden können.
Werner Bodendorff