Rosendo Menizábal / Carlos Gardel / Ernesto Nazareth / Dietmar Berger

Tangos für 3 Celli

arr. von Dietmar Berger, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Walhall
erschienen in: das Orchester 01/2021 , Seite 67

Die in der Reihe „Danzas“ erschienenen Tangos für drei Celli bieten einen Querschnitt durch die Welt des Tangos: Es treffen vier unterschiedliche Ausdrucksformen aufeinander. Arrangiert und herausgegeben hat die Zusammenstellung Dietmar Berger, ein Kölner Cellist und Gambist, Komponist und Maler. Seine Vielseitigkeit als Künstler findet Eingang in die hier vorliegende Publikation: Sowohl das Gemälde auf dem Titel als auch eine der Kompositionen stammen von Berger. In einem den Interpreten zugewandten Vorwort vermittelt er grundlegende Informationen zu den Stücken.
Eröffnet wird die Sammlung mit dem populären und beschwingten Tango Somos de Linea von Rosendo Mendizábal (1868-1913), der aus Buenos Aires stammte und als der erste große Tangokünstler gilt. Im Kontrast dazu steht der wehmütige, sentimentale Tango Por una cabeza von Carlos Gardel (1890-1935), in dessen Text ein notorischer Spieler sein Unglück beklagt. Die Komposition zählt zu den bekanntesten und oft gespielten Tangos und ist sicher den meisten Lesern bekannt beziehungsweise im Ohr. Altrevido von Ernesto Nazareth (1863-1934) ist ein brasilianischer Tango und im Original für Klavier geschrieben. Sein lebhafter und energetischer Charakter entwickelt sich laut Dietmar Berger in einem „Geflecht aus rhythmischen Motiven und Spielfiguren“. Mit seiner Eigenkomposition Un regalo gestaltet Berger eine Hommage an Astor Piazzolla: „Das Stück lässt sich von Piazzollas einzigartigem Nuevo-Tango-Stil inspirieren, in dem er so unterschiedliche Einflüsse wie Klassik, Jazz, Rock und Klezmer mit dem Tango verschmolz und damit die volkstümliche argentinische Musik von den Tanzsälen in die internationalen Konzerthäuser brachte.“
Durch die Arrangements der Tangos für drei Celli entsteht eine schöne Klangfülle, gebildet aus musikalischem Fundament, Melodie und ihrer Umspielung. Dabei variiert der Schwierigkeitsgrad der Stimmen stark. Das erste Cello intoniert die Melodie und erfordert cantable Klanggestaltung, spieltechnisch wird die Stimme bis in die Daumenlage geführt. Die zweite Stimme übernimmt sowohl rhythmische, harmonische und melodische Funktionen und setzt Sicherheit im Spiel in den Mittellagen voraus. Das dritte Cello ist durchweg in der ersten Lage gesetzt und somit sehr leicht zu spielen, dennoch erhält es mit der rhythmischen Basis eine wichtige kammermusikalische Aufgabe. Die verschiedenen Schwierigkeitsstufen ermöglichen das Zusammenspiel von Cellisten unterschiedlicher Fertigkeiten. Die Arrangements liegen gut in der Hand, sind vielfältig einsetzbar und von Schülern und Laien gut zu bewältigen.
Dietmar Berger gelingt mit „seinen“ Tangos eine willkommene und abwechslungsreiche Ergänzung des Kammermusikrepertoires für drei Celli!
Anna Catharina Nimczik