Heide Schwarzweller
Talent / Ideen / Leidenschaft / Idealismus / Kreativität / Ehrgeiz / Üben / Erfolg
Wegbereiter/Wegbegleiter. Realität, Strategien und Wege musikalischer Nachwuchsförderung
„Wie wird man ein guter Förderer?
Indem man sich engagiert und den jungen Musikern vielleicht von sich aus ein Stück des Weges entgegenkommt. Die Teilhabe an der Aufbruchsstimmung jüngerer Musiker und Ensembles ist ein ganz besonderer Schatz.“ Mit diesen Worten beschreibt die Initiatorin des Fanny-Mendelssohn-Preises, Heide Schwarzweller, ihre Inspiration für die Herausgabe dieses Sammelbandes. Er richtet sich gleichermaßen an den Musikernachwuchs wie auch an potenzielle Förderer und beschreibt breitgefächert verschiedenste Aspekte der Begegnung zwischen diesen beiden Gruppen.
Dieses Kompendium besteht aus 22 Interviews, die von renommierten Kulturjournalisten geführt wurden. Sie decken einen sehr weiten Bereich der überaus heterogenen Thematik ab: Im ersten Teil kommen Intendanten – u. a. Markus Fein (Festspiele Mecklenburg-Vorpommern), Christian Kuhnt (Schleswig-Holstein Musik Festival) und Thorsten Schmidt (Heidelberger Frühling) – zu Wort, genauso wie Stiftungen, private Mäzene und Kulturverantwortliche in Unternehmen. Thomas Girst (Leiter des Kulturengagements von BMW) stellt sinnbildlich klar: „Sponsoring bedeutet kaum mehr als ein monetärer Transfer von A nach B. Partnerschaften sind aber keine Transaktion, sondern eine Interaktion. Denn man kann im Kulturbereich mit 100 000 € sehr viel falsch und mit 10 000 € sehr viel richtig machen.“ Und Dieter Rexroth (Künstlerischer Leiter von Young Euro Classic) ergänzt: „Als Förderer muss ich sicher sein, dass ein junger Künstler tatsächlich einen künstlerischen und persönlich wertvollen Gewinn zieht. Man braucht ein Vertrauenskapital, mit dem man arbeiten kann.“
Im zweiten Teil berichten weltbekannte Künstler wie Julia Fischer, Sabine Meyer, Gábor Boldoczki, Daniel Hope u. a. von ihren Erfahrungen in diesem Bereich. Da sie inzwischen auch als Mentoren und Professoren fungieren, enthalten ihre Einblicke authentisches Insiderwissen, motivierende Visionen wie auch viel Raum für künstlerische Feinheiten. Erschreckend ehrlich ist beispielsweise der Klarinettist Reiner Wehle, der seinen Studenten sagt: „Wenn du mein Kind wärst, würde ich dir dieses Studium verbieten.“ Daniel Hope dagegen mahnt zur Geduld: „Wenn ein Musiker klug mit seinem Talent umgeht, kann er spielen, bis er 70 ist.“
Als Kritikpunkt könnte man erwähnen, dass der Aufbau dieses Buchs nur schwer einen roten Faden erkennen lässt und eher mit einer kreativen Collage thematischer Impulse vergleichbar ist. Dies mag jugendlich-frisch erscheinen, wirkt allerdings z. B. bei der Lesbarkeit der ganzseitigen Haupttitel und bei der inhaltlichen Struktur nicht ganz stringent. Einen Pluspunkt wiederum stellt die sehr umfangreiche Link- und Ratgebersammlung dar. Hier werden sehr differenziert Informations- und Diskussionsmöglichkeiten, Bücher, Institutionen, Förderungen, Wettbewerbe und Weiterbildungsangebote aufgeführt.
Stefan Landes