Köhler, Wolfgang

Take Seven

für Violoncello und Klavier, Partitur und Stimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: das Orchester 02/2017 , Seite 61

Take Five ist sicherlich den meisten Lesern bekannt: Paul Desmonds Komposition erlangte vor allem durch die Aufnahme des Dave Brubeck Quartet Weltberühmtheit und wird von Ensembles in den unterschiedlichsten Besetzungen aufgeführt.
Das Werk diente als Inspirationsquelle für Wolfgang Köhlers Jazzkomposition für Violoncello und Klavier. Dies spiegelt sich unter anderem in der Wahl des Titels Take Seven wider. Außerdem hat sich Köhler wie Desmond für ein asymmetrisches Metrum entschieden: in diesem Fall für einen 7/4-Takt, der das ganze Stück durchzieht. Der Komponist und Jazzpianist wählt dabei jedoch – anders als bei den meisten Jazzstücken mit ungeradem Metrum üblich – verschiedene Tempi und unterschiedliche rhythmische Patterns. Er spielt mit Dur und Moll und musikalischen Stimmungen und schafft so eine stetige Weiterentwicklung und Wandlung des Hauptthemas.
Der formale Aufbau von Take Seven orientiert sich an der klassischen Rondoform. Rasche dynamische Wechsel, Verschiebungen von Akzenten und überraschende musikalische Wendungen wie beispielsweise ein Tranquillo-Teil in der Mit­te des Stücks verleihen der Komposition Kontur und Abwechslung. Take Seven beginnt schwungvoll. Zwischendurch erhält es durch die martialischen Viertelakkorde des Klaviers fast statischen Charakter, ehe sich das Werk wieder in Schwung versetzt. Sowohl die Dynamik als auch die Stimmführung verdichten sich immer mehr zu einem furiosen Finale, das unerwartete homofone Passagen enthält.
Die Stimmaufteilung der Komposition zwischen Violoncello und Klavier ist nahezu gleichwertig anzusehen. Beide Instrumente übernehmen sowohl Rhythmus- als auch Melodieelemente, sie wechseln sich ab und spielen sich die musikalischen Phrasen wie Bälle zu. Die Schwierigkeit der Parts ist im mittleren Bereich anzusiedeln. Die Interpretation des Werks erfordert rhythmische Sicherheit und Kenntnisse bezüglich der Phrasierung und Artikulation im Jazz. Wolfgang Köhler empfiehlt außerdem, das Stück nicht im Swing, also ternär, zu spielen. Mit einiger Übung ist das sicher auch von klassisch ausgebildeten Cellisten und Pianisten gut zu bewältigen.
Ursprünglich hatte Wolfgang Köhler geplant, Take Seven als dritten Satz in seine bereits erschienene Jazz Sonatina zu integrieren. Aufgrund der Länge und des höheren Schwierigkeitsgrads im Vergleich zu den anderen Sätzen ist es nun als einzelnes Konzertstück veröffentlich worden. Wolfgang Köhler ist mit Take Seven ein wirkungsvolles und abwechslungsreiches Werk gelungen, das das Repertoire an reizvollen Jazzkompositionen für Violoncello und Klavier bereichert.
Anna Catharina Nimczik