Werke von Zoltán Kodály, Karl Amadeus Hartmann, Leó Weiner, Paco de Lucia und Béla Bartók

Szinergia

Pablo Barragán (Klarinette), Sarközy Trio, Franz Liszt Chamber ­Orchestra, Ltg. István Várdai

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: accentus music
erschienen in: das Orchester 6/2025 , Seite 75

Der beziehungsreiche Titel Szinergia (Synergie) führt Kompositionen zusammen, die ihren Bezugspunkt alle im Kammerkonzert für Klarinette, Streichquartett und Streichorchester des Münchner Komponisten Karl Amadeus Hartmann (1905–1963) haben. Der spanische Klarinettist Pablo Barragán und der Leiter des Franz Liszt Chamber Orchestra, István Várdai, haben das viel zu selten im Konzertleben gespielte Werk in ihr Repertoire aufgenommen und mehrfach aufgeführt. Hartmann hat das Konzert Zoltán Kodály gewidmet und es steht ihm und der ungarischen Musik stilistisch sehr nahe, sodass bei den Interpret:innen die Idee entstand, diese Bezüge durch ergänzende Werke zu vertiefen.
Gleich zu Beginn bestimmen Violine, Cimbalom und Klarinette mit einer virtuos gespielten Bearbeitung eines Tanzsatzes von Kodály die Klangwelt, in die Hartmann 1930/35 mit dem Kammerkonzert eingetaucht ist. Der improvisatorische Charakter der ganz auf die Klarinette zugeschnittenen Introduktion wird dabei von Pablo Barragán technisch exzellent, mit tonlicher Klarheit und Eleganz optimal realisiert. In dem folgenden Tanz-Thema mit Variationen zeigt Hartmann eine sehr differenzierte Ausdrucks- und Klanggestaltung, die auch aggressive Momente nicht ausspart. Eindrucksvoll sind die dynamischen Randbereiche in der abschließenden Fantasia. Das Franz Liszt Kammerorchester und das Streichquartett unter der Leitung von István Várdai sind sowohl äußerst spielfreudige als auch nuancenreich mitgestaltende Musizierpartner des hervorragenden Solisten.
In dem transkribierten Divertimento Nr. 1 mit fünf altungarischen Tanzsätzen von Leó Weiner (1885–1960) aus der gleichen Zeitspanne brilliert neben dem Klarinettisten auch der Geiger Lajos Sarközy mit seinem alle Mitspieler:innen ansteckenden Temperament, beispielhaft im alle Extreme auskostenden Arrangement des berühmten Fuchstanzes. Von Béla Bartók, der über die Volksmusik forschte, diese aber stets künstlerisch verarbeitete, ohne sie in ihrem originalen Klanggewand zu kopieren, sind die Rumänischen Volkstänze in einer Bearbeitung von Jonas Dominique mit Verwendung des Cimbaloms, eindrucksvoll gespielt von Gyula „Julius“ Csík, zu hören. Diese Fassung rückt die Tänze ihrem Ursprung etwas näher. Nach der stellenweise überbordenden Expressivität bilden zwei von István Várdai für Violoncello und Klarinette transkribierte empfindsame Epigramme von Kodály den sinnvollen Abschluss dieses klugen Albums mit osteuropäischer Musikkultur. Passend eingeschlichen hat sich noch das vom Klarinettisten arrangierte und interpretierte, dem Flamenco nahe Solostück Callejon del Muro des Spaniers Paco de Lucia. Das informative Booklet vertieft das Verständnis für die Musik dieser außergewöhnlichen CD.
Heribert Haase

 

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support