Kohlhase, Thomas
Systematisches Verzeichnis der Werke P. I. Cajkovskij (CWV)
Nachdem 1973 ein tabellarisch gestaltetes Verzeichnis der Werke Tschaikowskys mit knappen Basisinformationen in deutscher Sprache erschienen war, folgte zu Beginn des neuen Jahrtausends ein ausführlich kommentiertes, gleichfalls das Gesamtschaffen dokumentierendes Handbuch in zwei Bänden mit englisch-russischem Text. Nun hat Thomas Kohlhase, einer der wichtigsten deutschen Tschaikowsky-Spezialisten, ein Werkverzeichnis veröffentlicht, das der enormen Popularität einiger Stücke des Komponisten bei uns Rechnung trägt. Zwar fußt es auf der letztgenannten Publikation, doch soll es diese nicht ersetzen, wenn auch hier und da ergänzen und korrigieren; es möchte Fachleuten und Musikliebhabern lediglich eine allgemeine Orientierung im umfangreichen Gesamtwerk Cajkovskijs bieten.
Diese vorsichtigen Worte des Verfassers signalisieren, dass hier kein umfassendes Kompendium im Format etwa von Margit McCorkle (Brahms und Schumann), Susanne Popp (Reger) oder Heribert Henrich (Zimmermann) vorliegt, welche beispielsweise auf die verschiedenen Autografe minutiös eingehen. Damit wäre im Übrigen ein großer Aufwand verbunden gewesen, weil man bei der Beschreibung der Quellen Tschaikowskys den Wortlaut wohl zuerst russisch, dann transliteriert und zuletzt übersetzt hätte wiedergeben müssen. Auf kyrillische Zitate wurde jetzt indessen gänzlich verzichtet, und alle russischen Passagen sind in der heute üblichen Transliteration wiedergegeben (leider nicht in jedem Fall mit deutscher Übersetzung); für Datierungen ist in der Regel der damals in Russland noch gültige Julianische Kalender maßgeblich.
Es handelt sich also um ein Nachschlagewerk, das sich auf die fundamentalen Angaben beschränkt; dennoch enthält es die allermeisten der gesuchten Informationen: Titel, Entstehungszeit, Widmung, Besetzung, Fundort der Autografe, Uraufführung, Erstausgabe (bibliografisch allerdings etwas zu knapp geraten), bei Bühnenwerken die literarischen Vorlagen für das Libretto und bei Instrumentalmusik die Satzbezeichnungen; auch auf verschiedene Fassungen wird eingegangen.
Besonders interessant für Tschaikowskys Schaffensweise sind Hinweise auf die erstaunlich vielen folkloristischen Zitate in seinen Kompositionen (oftmals Melodien russischer Volkslieder) oder die Wiederverwendung von Musik in anderen eigenen Stücken. Belegstellen aus der Sekundärliteratur schließen die Werkeinträge ab, wobei neben russischen und englischen Titeln auch viele deutschsprachige Arbeiten genannt werden, darunter vor allem zahlreiche Publikationen der Tschaikowsky-Gesellschaft, deren Mitinitiator Kohlhase ist.
Dass Notenincipits fehlen, ist allerdings ein gravierender Mangel schließlich gibt es nur verhältnismäßig wenige wirklich bekannte Werke. Neben dem musikalischen Schaffen sind noch Tschaikowskys Schriften dokumentiert (darunter Rezensionen, Lehrbücher, Gedichte und Übersetzungen). Thematisch unterschiedliche Register und weitere Listen erlauben Recherchen unter so ziemlich allen Fragestellungen.
Georg Günther