Westerhoff, Christian

Symphony/Clarinet Concerto/Double Concerto

Rubrik: CDs
Verlag/Label: cpo 777 598-2
erschienen in: das Orchester 12/2012 , Seite 70

Das Label cpo setzt sich bei seinen Veröffentlichungen besonders für die Ausgrabung bisher unbekannter Werke ein und konnte inzwischen manchen musikalischen Schatz jenseits des vertrauten Repertoires heben. So durfte man auch auf den hier vorgestellten Mozart-Zeitgenossen neugierig sein, der offenbar groß besetzte Orchesterkompositionen geschrieben hat, aber bisher noch zu keinen lexikalischen Ehren in den entsprechenden Nachschlagewerken gekommen ist. Von mehrjährigen Konzertreisen unterbrochen, waren die Hofkapellen in Burgsteinfurt (seit vermutlich 1786 bis 1790) und Bückeburg (1795 bis zu seinem Tod) die Wirkungsstätten des aus Osnabrück stammenden Geigers und Kontrabassisten Westerhoff.
Alle drei Werke stehen noch stark unter dem Einfluss von Joseph Haydn (sehr anschaulich etwa im Finalsatz des Klarinettenkonzerts mit seinem „Gassenhauercharakter“ oder in der Sinfonie beim “schlendernden” Duktus des Andante moto sowie im dortigen energisch-behäbigen Menuett), und wie dieser vermag Westerhoff den Zuhörer durch unkonventionelle Lösungen bei der Ausgestaltung seiner Kompositionen mehrfach zu überraschen. Unorthodox ist bereits der Kopfsatz des Klarinettenkonzerts, das als einziges der drei hier eingespielten Werke auch seinerzeit verlegt worden ist (Braunschweig 1798, Musikalisches Magazin auf der Höhe). Dabei trägt nicht, wie üblich, das Orchester zunächst die ganze Exposition vor, worauf sie der Solist in ausgeschmückter Weise wiederholt, sondern sie wird gleich von der Klarinette angeführt. Bestens geglückt ist in den raschen Ecksätzen die Balance zwischen melodischen und virtuosen Passagen, die Sebastian Manz mit samtweichem Ton (besonders das sangliche Adagio ist noch hervorzuheben) und müheloser Geläufigkeit überzeugend vorträgt.
Im Doppelkonzert, das vermutlich bereits um 1790 komponiert worden ist, kann man der Klarinette die Bedeutung des Primus inter Pares zwar nicht abstreiten, doch Westerhoff hat dem Fagott gleichwohl eine außerordentlich präsente und oftmals hoch virtuose Partie zugeteilt. Albrecht Holder gestaltet sie mit großartigem Ton sowie souveräner Technik und entfaltet den ganzen Charme des reizvollen, in der Konzertliteratur leider etwas vernachlässigten Instruments. Beide Werke bieten Klarinettisten und Fagottisten im Übrigen eine gute Chance zur Erweiterung des bestehenden, jeweils aber überschaubaren Konzertrepertoires.
Die 1796 in Bückeburg entstandene Sinfonie sympathisiert ohrenfällig mit den entsprechenden Werken Haydns der Zeit, wobei Trompeten und Pauken zu einem höfisch-repräsentativen Gesamtcharakter beitragen und dieser durch die Teilung der Bratschen (wie auch im Klarinettenkonzert) noch etwas klangvoller ausfällt.
Hermann Bäumer hat das Symphonieorchester Osnabrück hervorragend einstudiert und in den Konzerten dessen Rolle zwischen Begleitensemble und selbstständigem Klangkörper einfühlsam abgestuft; letztere entfaltet sich dann in der Sinfonie in hervorragender Weise.
Georg Günther