Anton Zimmermann
Symphonies Vol. 2: Sinfonien B-Dur, e-Moll und D-Dur
L’arte del mondo, Ltg. Werner Ehrhardt
Wie die erste CD aus dem Jahr 2018 ist die zweite Veröffentlichung mit Sinfonien des in Pressburg (Bratislava) tätigen Komponisten Anton Zimmermann (1741–1781) in diskografischer Hinsicht ein großer Wurf. Die Erschließung dieses bislang so gut wie unbekannten Repertoires trägt dazu bei, das Bild von der isolierten Stellung fürstlicher Hofkapellmeister im 18. Jahrhundert zu revidieren und die Geschichte der Sinfonie um entscheidende Details zu bereichern. Und nicht zuletzt ist die Produktion ein klingender Beleg dafür, dass die Musikgeschichte weitaus vielfältiger ist, als die Beschränktheit heutiger Konzertprogramme uns weismachen möchte.
Auch diesmal umfasst die Auswahl drei viersätzige Kompositionen unterschiedlichen Charakters. Höhepunkt ist die großzügig dimensionierte, 1778 uraufgeführte Sinfonie B-Dur, die mit einer hervorstechenden Verwendung von Trompeten und Pauke aufwartet. In starkem Kontrast zu den martialisch herausgemeißelten Militärfanfaren des Kopfsatzes ist der zweite Teil des Durchführungsabschnitts als überraschend zarte, vorwiegend den Holzbläsern mit führender Klarinette anvertraute Kontrastepisode konzipiert. Das Andante, von einer Kantilene in leichtfüßigem Scherzando-Gestus dominiert, bleibt hingegen den Streichern vorbehalten. Erstaunlich ist auch das Finale, das als Variationsfolge über ein Andante-Thema gestaltet ist und jeder Variation eine individuelle Farbigkeit zugesteht. Abschnittsweise wechselnde Instrumentenkombinationen treten dabei dialogisierend oder solistisch in den Vordergrund, bis der Schlussabschnitt in einer Allegro-vivace-Steigerung das gesamte Instrumentarium zum Tutti zusammenführt. Mit welcher Finesse das Orchester L’arte del mondo unter Leitung von Werner Ehrhardt die Klangpracht dieser Komposition auskostet und die farblichen Schattierungen dynamisch ausgestaltet, macht beim Hören große Freude.
Formal wesentlich knapper angelegt und in den beiden Rahmensätzen fast skizzenhaft anmutend ist die wohl um 1770 entstandene e-Moll-Sinfonie. Auffällig tritt hier allerdings auch Zimmermanns Neigung zur kontrapunktischen Formulierung der thematischen Gedanken hervor, die von Anfang an eine verspielte Haltung bewahrt. Darüber hinaus weiß der Komponist immer wieder – so im Trio des Menuetts mit einem solistischen Dialog zwischen Flöte und Violoncello – mit besonderen instrumentatorischen Einfällen zu überraschen. Dies gilt schließlich auch für die vor 1778 entstandene Sinfonie D-Dur: Momente wie der vor allem in Kopfsatz und Finale passagenweise in den Vordergrund drängende Fagottpart oder das von elastischen Streichertupfern gestützte, ansonsten von Holzbläsern getragene Larghetto machen unmissverständlich deutlich, dass Zimmermanns Musik eine weitere Verbreitung verdient.
Stefan Drees