Wolfgang Amadeus Mozart

Symphonies Nos. 39/40/41 „Jupiter“

Ensemble Resonanz, Ltg. Riccardo Minasi

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Harmonia Mundi HMM 902629.30,
erschienen in: das Orchester 09/2020 , Seite 90

Mozarts drei letzte Sinfonien, 1788 in engem zeitlichen Abstand entstanden, gelten zu Recht als Höhepunkt seines sinfonischen Schaffens. Doch auch gattungsgeschichtlich darf ihre Bedeutung keinesfalls unterschätzt werden, haben sich doch in diesen drei Werken bereits wichtige Merkmale gefestigt, welche für die Gattung der Sinfonie im 19. Jahrhundert maßgebend sein sollten. Innerhalb der Wiener Klassik mit der Sinfonie als zentraler Gattung folgte Mozart dem Schaffen Joseph Haydns. Zugleich sollte der Vorgänger Haydn aufgrund seines langen Lebens Mozarts Nachfolger als Sinfoniker werden: Als 1791 Mozart 35-jährig starb, begann Haydn knapp 60-jährig mit seinem legendären Spätwerk, zu dem auch die in den 1790er Jahren entstandenen Londoner Sinfonien gehören. Wie Mozarts drei letzte Sinfonien setzten diese wichtige Impulse für die Zukunft. Neben der Viersätzigkeit, wie sie ab dieser Zeit zur Regel wurde, gehörte als Neuerung auch die Ablösung des Menuetts durch das Scherzo hinzu – eine Neuerung, die in Mozarts späten Sinfonien ihre Schatten vorauswirft: Das Menuett erscheint dort nicht mehr als gemächlicher Tanzsatz, sondern nimmt ernste, teils resolute Züge an und wartet mit wesentlich rascheren Tempobezeichnungen auf. Die möglichst authentische Wiedergabe der von Mozart vorgegebenen Tempi prägen die vorliegende Einspielung durch das Ensemble Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi. So erscheint mancher Satz rascher als man es sonst hört, was durchaus neue Eindrücke ermöglicht. Gleichzeitig ist das Streben nach Einhaltung der vorgegebenen Tempi immer eine Gratwanderung. Deutlich wird dies im Kopfsatz der Sinfonie Nr. 40 in g-Moll. Das vorgegebene Molto allegro bedeutet zwar ein sehr bewegtes Tempo, in dem allerdings musikalische Details trotzdem erkennbar bleiben und nicht durch das Tempo in den Hintergrund gedrängt werden sollten. Letzterer Effekt ist hier leider teilweise eingetreten, sodass manche Feinheiten untergehen und der Charakter phasenweise eine “con fuoco-Färbung” erhält. Als äußert ansprechend zu bezeichnen ist hingegen die klangliche Transparenz, welche Mozarts Musik generell und gattungsübergreifend erfordert. Im Kopfsatz der g-Moll- Sinfonie kommt dies in der vorliegenden Einspielung besonders zum Ausdruck. Das hier verwendete kompositorische Prinzip der Themenbildung aus einer motivischen Keimzelle – ein Phänomen, das man allgemein mit dem Klopfmotiv aus Beethovens 5. Symphonie verbindet – wird dank der präzisen und nuancenreichen Interpretation ausgesprochen anschaulich vermittelt. So bleibt die motivische Keimzelle aus zwei Achtel- und einer Viertelnote durch den ganzen Satz für den Hörer präsent. Hervorzuheben ist außerdem die subtil ausgeführte Kantabilität in den langsamen Sätzen.
Ebenfalls als gelungen erweist sich die Interpretation der polyfonen Strukturen im Finalsatz der Jupiter- Sinfonie. Auch hier besticht die vorliegende Einspielung mit ihrer klanglichen Transparenz, welche diese Strukturen im Detail nachvollziehen lässt.

Bernd Wladika