Beethoven, Ludwig van

Symphonies No 6/No 8

Beethoven Orchester Bonn, Ltg. Stefan Blunier

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Musikproduktion Dabringhaus und Grimm MDG 937 1883-6
erschienen in: das Orchester 07-08/2015 , Seite 74

Der Weltklassiker Ludwig van Beethoven, dessen familiäre Wurzeln eigentlich in Belgien (Mechelen) und nicht in Bonn bzw. Wien zu finden sind, hatte Glück, in die Zeit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hineingeboren zu sein: Das Aufklärerische, das Wachsen des Bürgerbewusstseins, die Lust an der Kultur, an der Musik, das sich verbreitende Verlegertum – all das beschleunigte seine musikalische Karriere in der österreichi­schen Metropole. Und so konnte er schon bald die bekannt gewordene Einschätzung seines Förderers Graf von Waldstein verifizieren: Durch großen Fleiß erhält Beethoven Mozarts Geist aus Haydns Händen…
Seine Symphonien Nr. 6 und 8 sind Meilensteine. Sie entstanden ebenfalls in Wien. Die Pastorale (1808) ist eine Hommage an die Natur und deren Schwingungen und Stimmungen, wobei Beethoven eher absolute Musik anstrebte, als sich einem „Programm“ zu beugen; Nr. 8 (1812) lebt vom Dialog der Orchestergruppen und der Motivik – ein ständiges Nehmen und Geben oder Fragen und Antworten durchziehen dieses symphonische Universum. Ja, es ist wichtig, jede Symphonie dieses janusköpfigen, in seinen Launen (auf Grund seiner Dauererkrankungen) deshalb nie einzuschätzenden Genius als Einzelwerk zu betrachten. Jedes Mal eröffnet sich ein neues Denk-Mal, ein in sich geschlossenes Durchleben und -leiden von Größe und Impuls. Jede Symphonie hört man als universale Einheit, wenn auch in den meist vier Sätzen (bei Nr. 6 fünf) das Leben, der Schmerz und die Leidenschaft affektgeladen und effektvoll toben und rasen.
Stefan Blunier, Jahrgang 1964, seit 2008 GMD in Bonn (Oper plus Beethoven Orchester), kennt man von seinem zupackenden Stil, seiner klanglichen Direktheit und seiner mitreißenden inhaltlichen Deutungskraft. Diese Wertung gilt auch für die beiden vorliegenden Einspielungen, die zum Aufgaben- und Pflicht-Zyklus aller Beethoven-Symphonien gehören. Würde man ihn nur auf Beethovens Nachlass in seinem dirigentischen Wirken reduzieren, täte man ihm Unrecht – er kümmert sich mit ebensolchem Furor auch um Kompositionen von Bruckner, Liszt oder d’Albert. Bei Beethoven steuert er vom ersten Ton an auf die imaginäre Mitte zu: zwischen Idyll und Ekstase, Lebensnähe und Utopie. Das Beethoven Orchester, in jüngster Zeit gewachsen und gereift nicht zuletzt auf Grund von internationalen Einladungen und Tourneen, folgt ihm und seinen Ansprüchen gern und jeweils motiviert Beide CD-Dokumentationen können sich gegenüber der großen Orchesterkonkurrenz bei diesen Symphonien Nr. 6/8 behaupten. Sogar eindrucksvoll.
Jörg Loskill

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