Brahms, Johannes

Symphonies No. 2 & 3

2 CDs

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Oehms Classics OC 409
erschienen in: das Orchester 04/2013 , Seite 71

Mit der zweiten und dritten Sinfonie von Johannes Brahms setzt Oehms Classics mit einer Doppel-CD die Einspielung der vier Sinfonien von Johannes Brahms fort, die aus der Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern und deren langjährigem ersten Gastdirigenten Stanislaw Skrowaczewski im Frühjahr 2011 entstanden ist.
Wie in der ersten Sinfonie (siehe das Orchester 3/12, S. 76) spielt das Orchester mit schlankem Klang und mit gut dosierten, keinesfalls forcierten Grundtempi besonders in den Ecksätzen, die auch musikalisch erfüllt sind. Dies trifft auch auf die meisten Mittelsätze zu. Nur für den langsamen zweiten Satz der 2. Sinfonie, ein Adagio non troppo, lässt sich Skrowa­czews­ki viel Zeit und legt viel Nachdruck auf die Achtelbewegung, sodass der Viertelpuls und der Spannungsbogen etwas verloren gehen. Die von Brahms vorgegebenen Tempoänderungen werden sehr organisch ausgespielt. Allerdings wirkt das Vorwärtsdrängen zu Beginn der Durchführung im ersten Satz der 3. Sinfonie und der strettaartig gestaltete Schlusssatz der 2. Sinfonie etwas gewollt.
Die Interpretation der Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 gewinnt ihre Überzeugungskraft durch das temperamentvolle und klar strukturierte Musizieren, das der Sinfonie Frische verleiht. Die sechs Jahre später 1883 entstandene Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 steht dieser im engagierten und ausdrucksvollen Spiel nicht nach, aber der Darstellung fehlt doch das wirklich Ereignishafte. Es ist vor allem der veränderte Tonfall in der 3. Sinfonie, der zu wenig deutlich wird: Die Musik strömt nicht intensiv von innen heraus und die vielfältige Harmonik ruft nur wenig Ausdruckswechsel hervor. Der schlanke Streicherklang ermöglicht zwar eine gute klangliche Transparenz, aber es fehlt ihm an manchen Stellen an Wärme. Skrowaczewski animiert das Orchester als akribischer Partiturkenner zwar zur genauen Einhaltung der dynamischen Angaben, diese könnten aber noch mehr als Ausdruckswert realisiert und noch besser differenziert werden. So ist beispielsweise am Beginn des zweiten Satzes der 3. Sinfonie der Einsatz der tiefen Streicher zu wenig als Echo wahrnehmbar und die Unterscheidung von forte und fortissimo ist bei Tutti-Einsätzen nicht immer optimal, zumal hierbei der Klang etwas zur Schärfe neigt.
Die aufgezeigten Einschränkungen sollen aber nicht den Blick auf eine ausgewogene Gesamtleistung der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter Stanislaw Skrowaczewski verstellen, der in diesem Jahr sein 90. Lebensjahr vollenden kann, und die ein beachtenswertes Dokument einer dirigentischen Lebensleistung ist.
Heribert Haase