Gustav Mahler
Symphonie Nr. 9
Partitur, hg. von Christian Rudolf Riedel
So alle zwei bis drei Jahre gibt der Mahler-Spezialist Christian Rudolf Riedel beim Verlag Breitkopf & Härtel eine weitere Mahler-Symphonie heraus und macht es Mahler beinahe selbst nach, der bekanntermaßen ebenfalls etwa alle zwei Jahre eine neue Symphonie in die musikalische Welt hinausschickte. Eine Partitur mit wissenschaftlichem Anspruch herauszugeben, ist gerade bei Mahler ein schier endloses Unterfangen, worauf der Herausgeber auch ausführlich hinweist. Nach der Veröffentlichung der ersten Symphonie 2019 und der dritten im Jahr 2021 kam nun jüngst die Neunte heraus. Diese ist bekanntermaßen zugleich Mahlers letzte vollständige Symphonie. Mit seinem Lied von der Erde gehört sie mit der unvollendeten Zehnten zu seinen persönlichsten Werken und entstand in einer Zeit „schwerer Krise und existentieller Angst“.
Das Editorial im zweisprachig gehaltenen Vorwort stammt, wie schon bei den beiden vorigen Symphonien, wiederum aus dem Jahr 2019, in dem nochmals auf Mahlers prozesshafte Komponierweise mit seinen ständigen Revisionen und Retuschen sowie auf den Aspekt der komplizierten und teilweise verworrenen Quellenlage hingewiesen wird, was im Fall Mahlers zu wissen sehr wichtig ist. Zweitens ist ebenso der Beitrag „Mahler als Symphoniker“ von Constantin Floros aus demselben Jahr abgedruckt, was immer noch den aktuellen Kenntnisstand der Symphonien darstellt.
Was für die Edition der vorigen Symphonien gilt, bewahrheitet sich auch für die Neunte als ähnlich schwierig. Schon allein der mehr als 20 Seiten starke, ebenfalls zweisprachige Kritische Apparat mit seinem umfangreichen Revisionsbericht und den mehr als 16-seitigen, zweispaltig gedruckten Einzelanmerkungen, die sich als Herkulesarbeit – in Wahrheit eigentlich als Sisyphusarbeit – herausstellen, zeigt den mühsamen Entstehungsprozess des Drucks. Auch die drei faksimilierten Partiturseiten aus der Werkstatt Mahlers machen manches anschaulich. Deshalb gilt auch hier: Die „außergewöhnliche Menge an aufzuarbeitendem Quellenmaterial und wegen der erst später bekannt gewordenen, weiteren Quellen, macht es den Herausgebern schier unmöglich, einen endgültigen und verlässlichen Notentext abzuliefern“. Die vorliegende Ausgabe der Neunten behebt wiederum zahlreiche Mängel und verfolgt in erster Linie praktische Anliegen. Die Partitur wurde großformatig gesetzt und sorgt für eine wirklich optimale Lesbarkeit, sie bietet Einheitlichkeit und besseres Orientierungssystem mit Stichnoten, Zählhilfen und strukturelle Pausen sowie transponierte Stimmen für die Bläser.
Werner Bodendorff