Antonín Dvořák

Symphonie Nr. 7, Scherzo capriccioso

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg. Bernard Haitink

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: BR Klassik
erschienen in: das Orchester 6/2025 , Seite 73

Mit der Veröffentlichung dieser CD ist dem Label BR Klassik ein großer Wurf gelungen. Ihr Anhören bereitet Freude. Die 7. Symphonie stellt eine der besten Arbeiten des Komponisten Antonín Dvořák dar. Gegenüber seinen übrigen musikalischen Schöpfungen weist sie einen ungleich reiferen und stark tiefgründigen Stil auf. Dieses Meisterwerk zeigt Dvořák auf dem Höhepunkt seines Könnens. Die 7. Symphonie war eine Auftragskomposition der Londoner Philharmonie-Gesellschaft und wurde am 22. April 1885 in London unter der Leitung des Komponisten erfolgreich aus der Taufe gehoben. Die herzliche Aufnahme des Werkes durch das Publikum kann man angesichts der vorliegenden Aufnahme bestens nachvollziehen.
In Bernard Haitink hat BR Klassik einen guten Dirigenten für Dvořáks Werk gefunden. Haitink stürzt sich mit enormem Elan in die Musik, die er intensiv, differenziert und nuancenreich auslotet und dabei immer eine schöne Transparenz wahrt. Eindrucksvolle Steigerungen kommen ebenfalls nicht zu kurz. Zudem wartet er mit einer gelungenen Koordination der Orchesterstimmen auf. Das bestens disponierte Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks setzt seine Intentionen eindrucksvoll und klangschön um. Im Allegro des ersten Satzes gelingt ihm das Kunststück, die Musik einerseits ausgesprochen ruhig, auf der anderen Seite indes auch recht düster und bedrohlich wirken zu lassen. Das ergibt einen trefflichen Gegensatz. Das Adagio des zweiten Satzes zeichnet sich unter Haitinks versierter Leitung durch enorme Ausbrüche des gesamten Orchesters aus. Der stets vorwärtsdrängende Charakter dieses Satzes wird von Haitink voll gewahrt und perfekt in dessen rasanten Gesamtzusammenhang eingebunden. Dazu korrespondiert die herrliche, trefflich herausgestellte Flötenpassage, die ein ganz eigenes Gewicht erhält. Ruhig und besonnen interpretiert Haitink die Holzbläserstellen, die zu den anderen, enorm dramatischen Passagen einen interessanten Gegenpol bilden. Kräftig, gleichzeitig aber auch ausgesprochen tänzerisch präsentiert der Dirigent das Scherzo. Rhythmisch sehr ausgefeilt und markant deutet er das Allegro-Finale des vierten Satzes, dessen geradezu schon sieghaften Charakter er fantastisch herausarbeitet, ohne dabei je die düstere Grundstimmung aus den Augen zu verlieren. Recht dramatisch gelingt ihm die abschließende Coda.
Eine gelungene Aufnahme stellt auch Dvořáks Scherzo capriccioso dar. Angesichts des Titels könnte man auf ein heiteres, leichtes Stück schließen. Das Gegenteil ist indes der Fall. Dieses Werk atmet enorme Dramatik. Hier ist Haitink ebenfalls voll in seinem Element und dirigiert zügig und kraftvoll. Insgesamt haben wir es hier mit einer CD zu tun, die sich sehen lassen kann.
Ludwig Steinbach

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support