Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 6 F-Dur (Pastoral-Symphonie)

Urtext

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel/Henle, Wiesbaden/München
erschienen in: das Orchester 11/2019 , Seite 62

Beethovens sechste Symphonie, die so genannte Pastorale, gehört zu den beliebtesten Werken auf dem Konzertpodium. Diese aktuelle Dirigierpartitur dürfte schnell viele Freunde finden, bietet sie doch erstmals in einer schmalen, aber großformatigen Ausgabe den Text der neuen Beethoven-Gesamtausgabe, wie er 2013 publiziert wurde.
In einem Vergleich der wichtigsten Quellen wurden darin alle Korrekturen am Notentext berücksichtigt, die zum Teil nachträglich ins Autograf und die verschiedenen Abschriften übertragen wurden. Herausgeber Jens Dufner konnte dabei auf einen besonderen Schatz des Bonner Beethoven-Hauses zurückgreifen: Dort befindet sich Beethovens Partiturautograf (Signatur BH 64) und damit die zentrale Quelle dieser Symphonie. In diesem „Arbeitsmanuskript“ sind „zahlreiche eigenhändige Korrekturen und Ergänzungen mit verschiedenen Schreibmitteln aus mehreren Revisionen“ eingetragen, erklärt Dufner.
Im Abgleich mit der vom Kopisten Joseph Klumpar erstellten Stimmabschrift sowie der ebenfalls von Klumpar angefertigten Uraufführungspartitur entstand diese textkritische Urtextausgabe. Das war auch nötig, denn viele der älteren Ausgaben basierten auf einer Partiturabschrift, die bereits mehrere Monate vor der Uraufführung im Dezember 1808 an der Verlag Breitkopf und Härtel ging und Beethoven deshalb nicht mehr zur Verfügung stand. Viele der späteren Ergänzungen wurden darin gar nicht berücksichtigt. Dennoch bildete dieser Notentext die Basis der ersten gedruckten Partiturausgabe (Leipzig 1826) sowie der Orchester-Stimmen (Leipzig 1809).
Der originale Titel Pastoral-Symphonie mit dem Untertitel „Erinnerung an das Landleben. Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“ wurde von Beethoven ausdrücklich als Bezeichnung des Gesamtwerks gewünscht, führt Dufner aus. Interessant für den Interpreten mag erscheinen, dass der zweite Satz „Szene am Bach“ ursprünglich die Tempobezeichnung „Andante molto moto quasi Allegretto“ trug, später jedoch auf „Andante molto moto“ verkürzt wurde.
Viele der wichtigsten Partitur-Lesarten und Varianten der Instrumentation sind im Anhang erklärt. Den Originalband der neuen Beethoven-Gesamtausgabe braucht man lediglich für eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Werk und den Quellen. Ein Vorwort führt in das 1807 begonnene Werk und dessen Entstehungsgeschichte ein bis hin zu den Premieren in Wien (22. Dezember 1808) und Leipzig (26. März 1809). Gerade im Umfeld der ersten Aufführungen wurden etliche Revisionen an der Partitur vorgenommen, die allesamt berücksichtigt wurden. So entsteht im Detail ein durchaus neuen Blick auf ein altbekanntes Werk.
Die bei Breitkopf & Härtel/ Henle erschienene zweisprachige Notenausgabe (deutsch/englisch) ist die unverzichtbare Arbeitsgrundlage jedes Dirigenten, der sich zukünftig mit Beethovens Meisterwerk auseinandersetzt.
Matthias Corvin