Wolfgang Amadeus Mozart

Symphonie Nr. 35 in D-Dur KV 385 „Haffner“, Klavierkonzert Nr. 24 in c-Moll K 491

Hans-Jürg Strub (Klavier), Württembergische Philharmonie Reutlingen, Ltg. Christian Erny

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Ars Produktion
erschienen in: das Orchester 6/2025 , Seite 70

Mit Mozarts Haffner-Sinfonie und seinem Klavierkonzert in c-Moll legt das Label Ars Produktion eine spannende Werkzusammenstellung vor. Die Württembergische Philharmonie Reutlingen musiziert unter der Leitung von Christian Erny und hat sich Hans-Jürg Strub als Solisten ins Aufnahmestudio eingeladen.
Leider machen sich gleich mit dem ersten Ton der Sinfonie Schwächen der Aufnahmetechnik bemerkbar, denn immer, wenn die Trompeten und insbesondere die Pauken im Forte spielen, entsteht ein diffuses und schwerfälliges Klangbild, das weder der diesem Satz innewohnenden Feierlichkeit noch Ernys vor allem analytisch angelegter Interpretation gerecht wird. Der vibratoarme Ton der Streicher sorgt einerseits für Transparenz im Klangbild, wird aber andererseits mitunter von Haltenoten der Bläser überdeckt. Verbunden mit einer stets schlüssigen Wahl der Tempi hält der Dirigent das Orchester durchweg zu einem dynamisch kontrastreichen Spiel an. Dabei gehen die Kontraste der Spielweise nicht immer so glücklich mit denen des Ausdrucks einher wie in den von quirligen Vorschlägen und Trillern durchsetzten Lyrismen des zweiten Satzes. Die Umspielungen des Trios sind fein gestaltet, aber im Menuett ragen die Trompeten und Pauken wieder allzu wuchtig hervor, ohne einen Gewinn im Ausdruck oder gar einen parodistischen Effekt zu erzielen.
Mit seinem ehemaligen Lehrer Hans-Jürg Strub an einem auf den analytischen Ansatz der Lesart abgestimmten Konzertflügel finden Erny und die Philharmonie Reutlinger zu einer inspirierten Darstellung der Musik. Es wird über weite Strecken im besten Sinne des Wortes konzertiert. Obwohl die Kadenz des Kopfsatzes von einem Crescendo und einer Verbreiterung des Tempos nicht stringent vorbereitet wird, versteht es Strub, das musikalische Geschehen sinnreich zu entfalten und bündig zum Abschluss zu bringen. In den Wechselspielen zwischen Klavier und Orchester des zweiten Satzes entstehen – wohl ungewollt – Unruhen. Die nicht von Mozart stammende Tempobezeichnung Allegretto außer Acht lassend, kommt der Schlusssatz nicht als Kehraus daher, was sehr ansprechend ist. Dem von Erny geradezu faustisch-grüblerisch angelegten Beginn hätte Strub jedoch noch etwas mehr mephistophelischen Witz entgegensetzen können. Der Kontrast zu dem nach knapp einhundert Takten einsetzenden Holzbläsersatz gelingt überaus wirkungsvoll, nicht so jedoch die Rückkehr von der C-Dur-Episode in die siebte Variation.
Fazit: Defizite der Aufnahmetechnik trüben die überaus reizvolle Werkzusammenstellung und schaden der zu wenig profilierten Interpretation der Sinfonie. So schön diese CD Strubs souveränes Spiel dokumentiert, sie dürfte es schwer haben, sich angesichts zahlreicher alternativer Einspielungen breiter durchzusetzen.
Christian Dammann

 

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support