Hugo Alfvén
Symphonic Works Vol. 2
Bergakungen Orkestersvit op. 37/Symphony No. 3 op. 23 in E major/Uppsala Rhapsody op. 24. Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg. Lukasz Borowicz
Bislang gab es nur wenige Gesamtaufnahmen der ebenso raffinierten wie dankbaren Orchesterwerke des schwedischen Spät- und Nationalromantikers Hugo Alfvén (1872-1960) und noch keine einzige eines deutschen Orchesters. Das ändert sich gerade, denn das Entdecker-Label cpo konnte dafür Deutschlandfunk Kultur, das Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) Berlin und den polnischen Dirigenten Łukasz Borowicz gewinnen. In der zweiten Folge erklingen drei der heitersten und zugleich gelungensten Werke des Meisters.
Im Mittelpunkt steht jene Symphonie Nr. 3 E-Dur op. 23, die Alfvén 1905 bei einem Aufenthalt in Italien schrieb, genauer gesagt in Sori bei Genua und auf Capri, während einer Reise mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Marie. Ähnlich wie der Finnlandschwede Jean Sibelius in seiner zweiten Symphonie und der Schwede Wilhelm Stenhammar in seiner Serenade fand Alfvén erst im Licht des Südens zu seiner künstlerischen Identität. So hören wir im ersten Satz die schwedischen Fiedelspieler mit ihren Walzern und dem zweiten Satz verleiht eine balladenartige Melodie einen melancholischen Zug. „In dieser Symphonie habe ich nur um Klarheit und Licht gerungen“, schrieb Alfvén später in seinen Memoiren, „und um das Glück, lebendig zu sein. Sie ist ein Hymnus auf das Glück, das ich in Italien erlebt hatte. Nichts weiter.“
Dann kommt die 1907 für Schwedens Universitätsstadt Uppsala komponierte Uppsalarapsodi („Uppsala-Rhapsodie“) op. 24, eine Art „akademische Festouvertüre“, die – wie das Pendant von Johannes Brahms – einige Studentenlieder enthält. Das geht von Über die Wälder, über die Seen von Adolf Frederik Lindblad (dessen erste Symphonie in Leipzig von Felix Mendelssohn uraufgeführt wurde) bis zu Wie lang sollen wir im Norden… von Gunnar Wennerberg, in schwedischen Studentenkreisen gesungen auf den Text „Wo bleibt denn unser nächster Schnaps…“ Das ist Schwedens meistverbreitetes Trinklied und Alfvén zitiert es mit fallenden Klarinetten-Figuren, die versinnbildlichen, wie das hochprozentige Getränk die Kehle herabrinnt.
Zu Beginn der CD gibt es noch die 1932 entstandene, zauberhafte Orchestersuite op. 37 aus Alfvéns erfolgreichstem Ballett Bergakungen („Der Bergkönig“, 1916-23). Der letzte Satz „Vallflickans“ („Tanz der Hirtin“) ist eine beliebte Zugabe.
Die Einspielung hält eine gute Mitte zwischen Genauigkeit und Schwung. Schade nur, dass einige melodische Konturen insbesondere der Lied-Zitate etwas verwischt wirken (da zeigt der Vergleich mit älteren skandinavischen Aufnahmen, dass es noch prägnanter geht). Die Freude bleibt aber am opulenten Klang des DSO und der brillanten Aufnahmetechnik aus der legendären Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem.
Ingo Hoddick