Martin Georgiev
Symphonic Triptych / Percussion Concerto Nr. 3 “Genesis” for Marimba and Symphonic Orchestra
Tatiana Koleva (Marimba), Bulgarian National Radio Symphony Orchestra, Ltg. Martin Georgiev
Mit dem CD-Debüt des jungen bulgarisch-britischen Tonkünstlers Martin Georgiev erreicht uns aus London eine ganz eigene musikalische Erzählwelt. Den in der Schwarzmeerstadt Varna im orthodoxen Glauben aufgewachsenen Komponisten leiten oftmals religiöse Vorstellungen. Sie bilden eine Art inneres Programm seiner Tonkunst, das er mit Werktiteln wie Secret, Verklärung, Genesis, Rescue oder Soul Searching andeutet. Seine Musik redet von Gott und den Menschen. In ihr spiegeln sich Himmel und Erde.
Seine musikalische Grundausbildung erhielt er schon als Schulkind. Später studierte er an der Musikakademie Pancho Vladigerov in Sofia Marimba, Dirigieren und Komposition. Wegweisender wurde die Begegnung mit dem Komponisten und Dirigenten Vassil Kazandjiev, der ihn privat so förderte, dass er ein Postgraduierten-Studium an der Royal Academy of Music in London aufnehmen konnte, das er 2013 mit der Promotion im Fach Komposition abschloss. In der Spielzeit 2012/13 war Georgiev Residenzkomponist der Stadt Heidelberg. Seither wirkt er als Assistant Conductor des Royal Ballet am Covent Garden.
Inspiriert von computergestützter Bildmanipulation entwickelte er eine Kompositionstechnik, die er Morphing Modality nennt. Sie beruht auf den Grundprinzipien des byzantinischen und bulgarischen Kirchengesangs. Im Marimbakonzert Genesis (2011) nutzt er diese liquide Transformationstechnik und den Ausdrucksreichtum des Soloinstruments, um die geistige Tragweite der biblischen Schöpfungsberichte auszumessen, wie die Bibelzitate der Satzüberschriften bezeugen.
Obwohl das Symphonic Triptych No. 1 (2006-2015) in zwei Phasen entstand, sind seine Teile so angelegt, dass sich eine Symphonie in drei Sätzen ergibt (auch einzeln aufführbar). Der Kopfsatz kreist um Leben und Leiden der Heiligen Sofia (Weisheit) und ihrer drei im Werktitel genannten Töchter Glaube, Hoffnung und Liebe. Während der Christenverfolgung Kaiser Diokletians waren sie schwersten Prüfungen ausgesetzt, die sich im Widerstreit der Tonwelten abbilden. Liturgische Anklänge stoßen auf orgiastisch verformte Rhythmen und Melodien.
Auch das Mittelstück Heavenly Reflections entspringt frühchristlicher Überlieferung. Die himmlischen Betrachtungen spiegeln das Verschwinden des Lichts und der Vollkommenheit aus der Schöpfung. Den Schlussteil des Zyklus, Rescue, widmete der Komponist seiner verstorbenen Tante, einer Reanimationsärztin. Zugleich bedenkt die Musik den Kreuzestod und die Auferstehung Christi als Seelenretter wie auch die Bergung ertrinkender Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer. Das zweimalige, heikle Kontrabass-Solo versteht sich als Vox Christi.
Beide Aufnahmen mit dem Sinfonieorchester des Bulgarischen Rundfunks entstanden unter Leitung des Komponisten im Funkhaus Sofia. Solistin des Marimbakonzerts war seine Wunschinterpretin Tatiana Koleva. Authentischer gehts nicht.
Lutz Lesle
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