Arrangierte Werke von Elgar, Bach, Sibelius und anderen

Swan Fake

Uwaga!, Dortmunder Philharmoniker, Ltg. Philipe Armbruster

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Ars Produktion ARS 38220
erschienen in: das Orchester 02/2017 , Seite 65

Swan Fake heißt das neue Album von Uwaga! Ein „Fake“ ist diese Produktion aber keineswegs, vielmehr ein eigenständiges Kunstwerk, das aus Originalen neue Originale macht. Dafür sind die vier experimentierfreudigen Musiker nicht nur für ihr Coverfoto ins kalte Wasser gesprungen. Auch finanziell wurde kein Risiko gescheut und das neue Album erfolgreich mit Hilfe von Crowdfunding-Mitteln produziert.
Auf dem Cover von Swan Fake treiben die Vier mit ihren Instrumenten (!) lässig im Pool. Da fragt man sich erwartungsvoll, was sich musikalisch hinter dieser exzentrischen Truppe aus Christoph König (Violine, Viola), Maurice Maurer (Violine), Miroslav Nisic (Akkordeon) und Matthias Hacker (Kontrabass) verbirgt. Die Antwort ist einfach: brillantes Cross-over! Das Quartett kennt keine Genregrenzen, wohl aber ein beachtliches Qualitätsniveau und eine sprühende Spielfreude. Die vier Uwaga!-Mitglieder sind Viel-, wenn nicht Alleskönner: Klassisches Violinspiel mischt sich mit Gipsy-Musik, Jazz und Punkrock, Improvisation, Balkan-Grooves und Funk. Dabei folgt alles einer musikalischen Logik, die mit humoristischen Einflüssen angereichert ist.
Gleich beim ersten Titel, dem arrangierten Pomp and Circumstance March No. 1 von Elgar, entfaltet sich ein Medley aus Stilen. Frech, frisch und frei entwickeln die vier ihr augenzwinkerndes Repertoire, das auf höchstem Können beruht, denn nicht nur die atemberaubenden Soli, sondern auch die Arrangements stammen aus ihrer Feder.
Für die Dortmunder Philharmoniker, mit denen dieses musikalische Unikat entstand, dürfte die Zusammenarbeit ein Heidenspaß gewesen sein – denn auch sie klingen unter Philipe Armbruster nicht minder innovativ und temperamentvoll als das musikalische Draufgänger-Quartett. Dass das Album live eingespielt wurde, setzt dem ohnehin fulminanten Gesamteindruck noch das Sahnehäubchen auf.
Johann Sebastian Bachs Choral „Ach, großer König“ aus der Johannespassion wird bei Uwaga! in eine Popballade vom Feinsten transformiert. Christoph König, der Arrangeur, stellt dem Originaltitel eine Eigenkomposition zur Seite: Ach, kleiner König, das seinem Sohn gewidmet ist. Daraus wird, wie bei allen Tracks auf dieser CD, ein komplett neues Werk. Überhaupt entlocken die Arrangements den bekannten Werken neue Bilder und Assoziationen. Nach einem rhapsodischen Intro klingt das Moderato aus der 14. Szene des zweiten Akts aus Peter Tschaikowskys Schwanensee zunächst melancholisch, dann energiegeladen. Die Register des Orchesters werden dabei gekonnt in Szene gesetzt. Die Blechbläser klingen beispielsweise mit einem Mal wie eine Balkan-Brass-Band. Über funky Riffs und jazzige Phrasen groovt sich das Arrangement ein und die Violine stimmt schließlich den Refrain des R&B-Songs American Boy von Estelle und Kanye West an – ein typischer Uwaga!-Einfall, mit dem das Arrangement gewürzt wird.
Die CD ist ein gelungenes Spaßpaket. Sowohl für den Kenner als auch für den weniger Klassikaffinen ist dies ein Hörvergnügen.
Desiree Mayer