Suite

Rubrik: Noten
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Jiggs Whigham ist in der Jazz-Welt eine bekannte Größe, hochgeachtet und mit vielen Ehrungen versehen. Als international tätiger Künstler kam er schon vor über vierzig Jahren nach Deutschland, wurde alsbald zum Professor und Leiter der Jazz-Abteilung der Musikhochschule Köln ernannt, 1959 dann „Professor auf Lebenszeit“ an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Darüber hinaus ist er Ehrenmitglied der International Trombone Association (ITA).
Seine Suite für Posaune und Klavier ist fünfsätzig angelegt, harmonisch und stilistisch – im besten Sinne – konventionell. Als formale Klammer des Werks erkennt man drei Swing-Sätze, unterbrochen von einem Medium Bossa und einer Ballade.
Die bläserischen Ansprüche an den Posaunisten sind gehoben, ohne jedoch extreme Anforderungen zu verlangen. Allerdings bevorzugt Whigham, den Jazz-Gebräuchen entsprechend, die hohe Lage (Umfang kleines F bis B2 ). Das freilich tut dem Vergnügen beim Spielen keinen Abbruch. Denn Whigham schreibt im Vorwort, dass er nur wenige Notationsvorschriften macht, die Ausführungen dem Solisten in weiten Teilen anheimstellt. Er fordert geradezu auf, eigene Improvisationen zu entwickeln, was natürlich für gelernte Jazz-Posaunisten wie geschaffen ist; allerdings ist das auch die große Chance für einen klassisch ausgebildeten Bläser, sich hierdurch, zuerst an Hand des Notentextes, weiter zu entwickeln.
Die Entstehung des Klavierparts wirft einige Fragen auf. Auf dem Innentitel steht: „Klavierauszug von Julia Baldauf“. Könnte es sich um den Auszug eines Big-Band-Arrangements handeln? Oder hat sie dort, wo Akkord-Bezeichnungen stehen, die Klavierstimme selbstständig bearbeitet?
Es gibt auch Teile, z.B. der allererste Anfang, die ohne Bezeichnungen geschrieben sind. Ist das original Whigham, oder Whigham persönlich in Zusammenarbeit mit Baldauf? Hier wären mehr Eindeutigkeit oder Erklärungen seitens des Verlags wünschenswert, zumal die übrigen Kriterien wie Druck und Lesbarkeit keinen Anlass zur Kritik geben.
Die Fragen müssen offen bleiben. Sie sind am Ende nicht relevant, denn die Musik für sich ist kraftvoll, lebendig genug, als dass man sich mit diesem Problem aufhalten sollte. Besser, man spielt sie einfach.
Peter Hoefs