Suite
Krzysztof Penderecki zählt zu den bekanntesten und am häufigsten ausgezeichneten Musikern seiner Generation. Der 1933 in Polen geborene Komponist wurde bereits 1958 als Professor an die Krakauer Staatsakademie für Musik berufen. Zudem machte er sich als Dirigent einen Namen und bekleidet etliche Ehrentitel internationaler Universitäten. Viele seiner Werke sind in zeitgeschichtlichem Zusammenhang zu sehen und greifen in ihrer Ausdrucksstärke damit verbundene Emotionen hörbar auf. So entstand beispielsweise das Klavierkonzert Resurrection unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September 2001.
Auch die Zusammenarbeit mit anderen Musikern inspiriert Penderecki zu Kompositionen unterschiedlichster Gattungen. So sind einige Sätze der hier vorliegenden Suite Boris Pergamenschikow gewidmet, von ihm uraufgeführt und mit Fingersätzen und Bogenstrichen eingerichtet worden. Die Suite für Violoncello solo verbindet traditionelle Formen mit modernen Klängen und Spieltechniken. Penderecki selbst beschreibt sein kompositorisches Arbeiten folgendermaßen: Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, neue Klänge zu suchen und zu finden. Gleichzeitig habe ich mich mit Formen, Stilen und Harmonien der Vergangenheit auseinandergesetzt. Beiden Prinzipien bin ich treu geblieben
Mein derzeitiges Schaffen ist eine Synthese.
Bemerkenswert ist die lange Kompositionszeit der Suite: Sie entstand über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Penderecki hat sein Divertimento aus dem Jahr 1994 mit den Sätzen Serenade, Scherzo und Notturno über die Jahre immer wieder durch weitere Solostücke ergänzt. Hinzugekommen sind die Sarabande (2001), Tempo di valse (2004), Aria (2006), Allegro con bravura (2010) und zuletzt das Preludio (2013), das Penderecki als Pflichtstück für den in Helsinki beheimateten International Paulo Cello Competition komponiert hat.
Alle acht Stücke sind nun vom Komponisten als Suite zusammengefasst und neu herausgegeben worden. Sie sind in unterschiedlichen Zusammenhängen entstanden und zeigen das Violoncello in ganz verschiedenem Licht und Charakter: Während Sarabande und Aria eher getragen erscheinen und auch formal an das Vorbild der Bachschen Cellosuiten erinnern, sind Serenade und Tempo di valse durch Heiterkeit und tänzerischen Gestus charakterisiert. Allegro con bravura und Scherzo bestechen durch Virtuosität und Tempo. Im Preludio kommen vielfältige Artikulationsformen zum Einsatz. Abgerundet wird die Suite durch das ruhige Notturno.
Der Komponist verlangt dem Cellisten im ganzen Werk sowohl spieltechnisch als auch in der musikalischen Gestaltung sehr viel ab. Bei der Aufführung ist das große und übersichtlich gestaltete Notenbild sicher eine Hilfe. Alle Sätze der Suite sind auch einzeln wirkungsvoll. Ihre Verbindung zu einem vielseitigen und abwechslungsreichen Zyklus erzielt jedoch einen besonderen Reiz für Interpret und Hörer.
Anna Catharina Nimczik