Franz Xaver Gebel
String Quintet No. 8 & Cello Sonata
Beni Araki (Klavier), Martin Seemann (Violoncello), Hoffmeister-Quartett
Im Jahr 2015 veröffentlichte das Hoffmeister-Quartett, das auf Instrumenten mit Darmsaiten spielt, bereits eine Aufnahme mit zwei Streichquartetten von Franz Xaver Gebel. Nun folgt ein Streichquintett sowie die Cellosonate Es-Dur. Benannt nach Franz Anton Hoffmeister, dem Zeitgenossen von Mozart und Haydn, hat sich das Ensemble auf die Wiederentdeckung der weniger bekannten Komponisten der Epoche der Wiener Klassik spezialisiert. Auch der Komponist Franz Xaver Gebel gehört dazu, er wurde 1787 in Fürstenau bei Breslau geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung in Wien. Dort wirkte er zunächst als Kapellmeister am Leopoldstädter Theater, nach verschiedenen Tätigkeiten als Kapellmeister gelangte er schließlich 1817 nach Moskau, wo er für den Rest seines Lebens blieb und als Privatlehrer Klavier- und Kompositionsunterricht gab.
Gebels achtes Streichquintett in B-Dur wurde erst fast zwanzig Jahre nach dem Tod des Komponisten gedruckt. Das Quintett orientiert sich deutlich an denen von Gebels berühmten Zeitgenossen. Wie auch in den vorangegangenen Quintetten überträgt Gebel dem ersten Violoncello eine hervorgehobene Rolle. Dies wird gleich im ersten Satz deutlich, denn die beiden ersten Themen werden vom ersten Cello vorgetragen. Auch der zweite Satz beinhaltet eine vom ersten Cello vorgetragene Kantilene. Die Wirkung des Scherzos basiert auf kontrastierenden Mitteln, und auch im Schlusssatz zeigt Gebel seine ausgeklügelte Satztechnik, indem er beide Themen gegenläufig agieren lässt. Das Ensemble widmet sich dem Werk mit Ernst und Präzision, das kammermusikalische Zusammenwirken ist ungemein sensibel ausgestaltet.
Im Jahr 1812, also zu der Zeit, als Gebel in Wien tätig war, erschien seine Sonate für Klavier und Violoncello im Druck unter dem Titel Grand Sonate pour Pianoforte avec accompagnement dun Violoncelle, die seinem schlesischen Landsmann Joseph Linke gewidmet ist. Die Formulierung für Pianoforte mit Begleitung eines Violoncellos war in der Wiener Klassik nicht unüblich, man denke nur an die Violinsonaten von Beethoven. Auch in Gebels Sonate dominiert das Klavier, das eindrücklich die virtuosen Fähigkeiten des damaligen Hammerflügels aufzeigt. Im ersten Satz der Sonate wird das thematische Material im Dialog zwischen Klavier und Cello vorgestellt. Auch im zweiten Satz wird die liedhafte Melodie zwischen Klavier und Cello aufgeteilt. Das sich anschließende Scherzo lässt das Vorbild Beethoven erkennen. Im letzten Satz verknüpft der Komponist geschickt die Sonatenform mit der Form des Rondos.
Die Pianistin Beni Araki und der Cellist Martin Seemann meistern die hohen spieltechnischen Ansprüche bravourös. Die Sonate ist durchaus eine wichtige Bereicherung des schmalen Repertoires an Cellosonaten dieser Epoche. Die Aufnahme zeigt insgesamt, dass sich eine Beschäftigung mit Gebels Kammermusik in jedem Fall lohnt. Sie ist nicht nur was für Entdecker und Sammler unbekannter Werke.
Mano Eßwein