Isasi, Andrés
String Quartetts Nos. 3 and 4
 	In kaum einem Musiklexikon findet man den Namen Andrés Isasi. Der 1890 geborene spanisch-baskische Komponist studierte in Berlin u.a. bei Engelbert Humperdinck und hegte sein Leben lang eine große Liebe für die deutsche Kultur, die sich auch in seinen Kompositionen bemerkbar macht. Dies mag vielleicht auch ein Grund dafür gewesen sein, warum seine Musik in seinem Heimatland keine größere Resonanz fand, zumal sie auf weiten Strecken von einem melancholischen und grüblerischen Grundton beherrscht wird. Als er 1940 starb, war er weitgehend vergessen, obwohl sein Werkverzeichnis neben zahlreichen Liedern und Kammermusik auch große Orchesterwerke umfasst, darunter zwei Sinfonien und ein Klavierkonzert, auf die man neugierig wird, wenn man die Aufnahme von einigen seiner Streichquartette hört, mit der das Isasi Quartet die Musik seines Namensgebers erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich macht.
 	Die Einspielung des 3. und 4. Streichquartetts und einiger kleinerer Quartettsätze ist bereits die zweite bei Naxos erschienene CD einer geplanten Reihe mit dem gesamten Quartettschaffen Isasis, das acht Quartette umfasst, einige davon allerdings nur als Fragmente überliefert. Die meisten davon blieben zu Lebzeiten des Komponisten ungespielt und wurden erst in jüngster Zeit vom Isasi Quartet uraufgeführt, so auch die beiden Werke der Aufnahme, die vermutlich im selben Jahr 1921 entstanden.
 	Von der Avantgarde der Zeit ist diese Musik allerdings weit entfernt. Isasi bewegt sich in der Tradition der deutschen Romantik, flicht aber gelegentlich auch offensichtlich von der Folklore seiner Heimat inspirierte Elemente ein. In manchen Momenten fühlt man sich an Dvorák erinnert, vor allem im viersätzigen 4. Streichquartett, das speziell im Final-Rondo durch seine originelle und komplexe Harmonik und seine rhythmischen Kontraste aufhorchen lässt. Hier wie auch im unvollendeten 3. Streichquartett, in dem das Finale fehlt, fallen immer wieder die polyfonen Abschnitte auf, in denen sich ein solides Handwerk und formale Disziplin zeigen. Freilich entgeht der häufig dichte kontrapunktische Satz nicht immer der Gefahr einer gewissen Eintönigkeit, ausgenommen die kapriziösen Scherzi mit ihrer federnden Rhythmik und modalen Wendungen.
 	Von den drei kurzen Quartettminiaturen, darunter eine bachische Aria und ein leichtgewichtiges Scherzetto, die vermutlich als Teile größerer Werke konzipiert waren, ist das Preludio in A-Dur, das den nicht weiter erläuterten Untertitel Reiter im April trägt, zweifellos das reizvollste Werk. 1934 komponiert, ist es die jüngste Komposition der Einspielung und ein stimmungsvolles Charakterstück, aus dem man Einflüsse des französischen Impressionismus herauszuhören meint. Wenn dieses Stück repräsentativ für den Stil der späteren Werke Isasis ist, darf man auf den dritten Teil der CD-Reihe gespannt sein.
 	Klaus Angermann


            
            
            