Heinrich Anton Hoffmann

String Quartets

Alte Musik Köln (Christine Rox/ Christoph Hesse, Violinen, Antje ­Sabinski, Viola, Klaus-Dieter Brandt, Violoncello)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Ars Produktion ARS 38 163
erschienen in: das Orchester 07-08/2019 , Seite 73

Eine sehr schöne Musik, frisch, unverbraucht und heiter kommt sie daher, vom Ensemble Alte Musik Köln exzellent, jugendlich und transparent musiziert. Vom ersten Takt an eine wahre Hörfreude. Schade eigentlich nur, dass zwischen der Aufnahme im Januar 2011 bis zur Veröffentlichung acht Jahre vergehen mussten.

Aber: Wohl kaum jemand kennt Heinrich Anton Hoffmann, der im gleichen Jahr wie Ludwig van Beethoven geboren ist. Wie so viele Musiker teilt er das Schicksal derer im ausgehenden 18. Jahrhundert, die als Violinist und Komponist unterwegs waren, die ferner die Wirren der französischen Revolu­tion hautnah erlebten und heute nur noch im Schatten der großen Komponisten ihr Dasein fristen.

Immerhin traf er noch 1790 als gerade 20-Jähriger in Frankfurt Wolfgang Amadeus Mozart, der mit ihm spontan in einem Privatkonzert aufgetreten war. Nach einer turbulenten Zeit – er musste die Mainzer Kurfürstliche Kapelle verlassen und sich während der französischen Besetzung im rechtsrheinischen Rheingau aufhalten – übersiedelte er 1799 nach Frankfurt, um im dortigen Theaterorchester zum Konzertmeister aufzusteigen. Bald veranstaltete er als Vize-Musik­direktor mit Louis Spohr mehrere Streichquartettabende. Hoffmanns künstlerische Tätigkeiten wurden sogar überregional in der Allgemeinen Musikalischen Zeitschrift gewürdigt.

Vorliegende drei Streichquartette in G-, B- und Es-Dur mit der Opuszahl 3 erschienen 1795 beim Verlag Johann André in Offenbach. Damals war es gängige Praxis, gleich mehrere Werke unter einer Opuszahl zu veröffentlichen. Selbst Beethoven ließ zunächst noch drei bis sechs Quartette unter jeweils ­einer Opuszahl drucken.

Vom Charakter her orientieren sich die drei Streichquartette von Heinrich Anton Hoffmann sehr stark an den Divertimenti oder an den Salzburger Sinfonien KV 137-139 von Mozart. Vieles scheint aber auch der Stilistik Haydns geschuldet, dessen Musik sich hoher Beliebtheit erfreute. Hoffmann zeigt sich also nicht nur beeinflusst von den Wiener Vorbildern, sondern schlägt, so auch das informativ verfasste Booklet von Egmont Michels, „einen deutlichen Bogen zu späteren Jahrzehnten“. Ohne es explizit auszusprechen, sind Verweise auf die Fünf Deutschen Tänze D 90 von Franz Schubert oder die berühmten Streichersonaten von Gioachino Rossini zu hören, welche trotz hohem Schwierigkeitsgrad eine ähnlich sorglose Leichtigkeit und Unverbrauchtheit atmen.

Doch besitzen die Quartette durchaus auch Tiefgang: So finden sich in den langsamen Adagio-Sätze „unterschiedliche Liedformen“, das mittlere Quartett hat gar einen Variationensatz über ein eigenes Thema, welches zudem mit einer langsamen Einleitung beginnt, das sich – bis auf die Tonart b-Moll – wiederum an klassischen Vorbildern orientiert. Ein wunderbares Echo für die Tonsprache dieser Zeit und eine Wonne, mit welcher intensiven Spielfreude die vier Künstler herangegangen sind.

Werner Bodendorff