Werke von Georg Breinschmid, Florian Willeitner, Henryk Wieniawski und anderen
Stradihumpa
Benjamin Schmid (Violine), Andreas Martin Hofmeir (Tuba)
Von Andreas Martin Hofmeir ist die Fachwelt einiges gewöhnt, denn was der Professor am Mozarteum Salzburg anfasst, ist garantiert kein Mainstream: So lässt der Tubist sein Instrument gerne zusammen mit Harfe, Akkordeon oder Gitarre erklingen, schreibt – wie man meinen könnte – beinahe nebenher das Buch Kein Aufwand! (auch als Hörbuch erhältlich) und glänzt auf Lesungen und beim musikalischen Kabarett.
Bei seinem neuesten Tonträger gesellt sich Benjamin Schmid (ebenfalls Mozarteum Salzburg) mit seiner Violine dazu. Gemeinsam erbringen sie den Beweis, dass diese beiden auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Instrumente in einen durchaus hörenswerten Dialog miteinander treten können. So gibt es neben Arrangements von Stücken der klassischen Musik Vielfältiges aus der Welt des Jazz und ergänzend Werke zeitgenössischer Komponisten zu erleben. Besonders hörenswert ist Johan Halvorsons Passacaglia nach Themen von Georg Friedrich Händel (im Original für Violine und Viola). Die hochvirtuose Interpretation der beiden Solisten ist streckenweise mit jazzigen Elementen angereichert, driftet jedoch niemals ins Lächerliche ab.
Schmid versteht es meisterhaft, sich mit wandelbarem Klang in die volksmusikhaften Werke einzubringen. Geradezu karikaturistisch und doch technisch hoch anspruchsvoll ist das dreisätzige Concertino vom Lande von Christof Dienz. Die Sätze „Der wankende Traktorfahrer“, „Am Abend dann“ und „Beim Fernsehen“ erinnern beinahe an eine Symphonische Dichtung, die die Fantasie von Interpreten und Hörern gleichermaßen anregen möchte. Bei der Etude in g-Moll op. 18 von Henryk Wieniawski in einem Arrangement der beiden Solisten beweisen Schmid und Hofmeir, dass Violine und Tuba sehr wohl als gleichberechtigte Kammermusikpartnerinnen daherkommen können. Hofmeirs lebendiger Ton und seine große Flexibilität machen die jazzigen Stücke des Tonträgers wie Miniature von Georg Breinschmid oder João Boscos Latin Lover zu einem Ohrenschmaus. In Letztgenanntem spielt Schmid sämtliche Trumpfkarten seiner Virtuosität gekonnt aus.
Der 1991 in Passau geborene Komponist Florian Willeitner hat für das Auftragswerk 1+1=3: The Abstraction Of Beauty mit Doppeltönen, Geräuschen und dem Einsatz der Stimme gearbeitet. Einer kurzen solistischen Eröffnung der Tuba folgt ein lyrischer Choral, der in der darauffolgenden schnellen und harmonisch-rhythmisch komplexen Passage immer wieder hervorblitzt und den teils dramatischen Momenten der Komposition etwas Tröstliches zu geben versteht. Ebenfalls eine Auftragskomposition ist das Duetto op. 5/5 von Jörg Duda, dessen vor einigen Jahren für Hofmeir komponiertes Tubakonzert mittlerweile zu einem Standardwerk der Sololiteratur für Tuba avanciert ist.
Eine ungewöhnliche, aber sehr hörenswerte Kombination von Violine und Tuba, die die beiden Interpreten der Spitzenklasse mit viel Liebe zum Detail zu einem Erfolg werden lassen.
Kristin Thielemann