„Stories…“

Thomas Leleu Trio: Thomas Leleu (Tuba), Kim Barbier (Piano), Kai Strobel (Percussion)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Ars Production ARS 38275, SACD
erschienen in: das Orchester 07-08/2019 , Seite 74

Thomas Leleu ist ohne Zweifel ein großartiger Tubist, der sein ­Instrument nicht nur virtuos beherrscht, sondern auch gesanglich und fein musizieren kann. Zuweilen spielt er in Höhen, in denen sich der Klang kaum von einem Bariton- oder Tenorhorn unterscheiden lässt, ohne dass auch nur entfernt das Gefühl aufkommt, dass dies ein großes Können erfordert. Auch die beiden anderen Musiker seines Trios, Kim Barbier am Klavier und Kai Strobel am Vibrafon, sind hervorragende Instrumentalisten, denen es gelingt, in großer Homogenität mit Leleu zu musizieren.

Trotz der Klasse der Musizierenden offenbart diese Neuerscheinung nichts, das einen wirklich aufhorchen oder staunen lässt. Geboten werden 65 Minuten Smooth Jazz in verschiedenen Variationen und immer gleicher Klangfarbe. Zu hören gibt es neben Eigenkompositionen von Leleu vorwiegend Arrangements bekannter Werke. Dabei darf Guten Abend, gute Nacht von Brahms ebenso wenig fehlen wie der Haifisch-Song von Kurt Weill, einem Komponisten, den Leleu laut Booklet besonders verehrt und der deswegen auch mehrfach auf der CD vertreten ist. Darüber hinaus ist Musik von Michel Legrand, Erik Satie, Georges Moustaki und Joseph Kosma zu hören.

Crossover ist also die Devise, was im Booklet erstaunlicherweise als „rebellisch“ hervorgehoben wird. Vielleicht ist an den Machern der CD vorbeigegangen, dass der gesamte Blechbläserbereich, inklusive einiger Tubisten, sich seit vielen Jahren crossover bewegt – meist innovativer, als es hier geschieht.

CDs unterscheiden sich von Streaming-Diensten vor allem dadurch, dass es möglich ist, ein interessantes Booklet beizulegen. Leider wurde diese Möglichkeit verspielt, denn die Texte wirken wie für ein biederes Klassik-Publikum geschrieben. Die Lebensläufe enthalten die übliche Ansammlung von Wettbewerben, Preisen, Konzerten, Lehrern und Studienorten, die übrigen Texte recht farblose Beschreibungen des Künstlers, so wie man sie häufig vorgesetzt bekommt. In einer Zeit, in der man jederzeit über das Internet alle Informationen zu einer Person abrufen kann, sollte ein Booklet persönlicher, individueller und interessanter gestaltet werden, besonders dann, wenn sich ein Musiker mit einer CD präsentieren will. Weniger wäre hier mehr.

Dies gilt auch für die Grafik. Schon beim zweiten Bild hat man durchschaut, dass alles unheimlich cool wirken soll. Dabei wäre es doch viel interessanter, möglichst viele Facetten dieses begabten jungen Künstlers zu zeigen, besonders wenn man hört, wie differenziert er zu spielen in der Lage ist. Auch in Bezug auf die Arrangements wäre hier eine größere Vielfalt wünschenswert.

Klanglich ist die Produktion hochwertig und gut abgemischt. Ob das Cover in der heutigen Zeit noch aus Hartplastik bestehen muss, ist eine Frage, die sich nicht nur bei dieser CD stellt.

Ulrich Haider