Spotlight on John Williams
Reinhold Friedrich (Trompete), Paul Meyer (Klarinette), Valentine Michaud (Alt-Saxofon), City Light Orchestra, Ltg. Kevin Griffith
Filmkomponisten bleiben dem Filmpublikum meist namentlich unbekannt, was gewiss nicht für John Williams gilt. Neben Ennio Morricone ist er der Filmkomponist der vergangenen Jahrzehnte schlechthin. Der 1932 Geborene spielte schon in der Highschool Jazz, arrangierte für eine Army-Band, studierte Komposition und Klavier und erarbeitete sich eine stilistische Bandbreite, die ihn als Komponisten für Fernsehen und Film prädisponierte. Er schrieb Musik für alle Filmgenres. Am bekanntesten ist seine großorchestrale, an die Spätromantik anknüpfende Musik u. a. für Star Wars, Close Encounters, E. T. und Harry Potter. Es ist maßgeblich sein Verdienst, die Tradition der sinfonischen Hollywoodkomponisten weitergeführt zu haben, befördert in erster Linie durch George Lucas und Steven Spielberg. Mit 52 Nominierungen für den Oscar (er gewann fünf) hält Williams den Rekord unter den lebenden Filmschaffenden.
Soundtracks oder Filmmusik-Livekonzerte lassen Filmerlebnisse wieder wach werden, das Nachspielen von berühmter Filmmusik ist enorm attraktiv geworden. Kaum eine Veranstaltung, auf der Filmmusik erklingt, kommt ohne „Hedwig’s Theme“ aus. Zwar verzichtet das in Luzern ansässige City Light Orchestra in seiner Kompilation auf dieses, nicht aber auf andere Themen aus Harry Potter-Filmen. Das Ensemble wurde 2018 als Projektorchester gegründet, für Filmmusik in Livekonzerten. Dieses Debutdoppelalbum, im September 2020 in Luzern aufgenommen, ist spieltechnisch und klanglich herausragend. Kevin Griffith hat bereits in Hollywood dirigiert, ist sowohl Film- als auch Opern- und Konzertdirigent. Er achtet auf Linearität und Differenzierung, ohne die Vehemenz der Höhepunkte zu verleugnen. Aufnahmetechnik und Mixing fördern diesen Ansatz. Das Orchester spielt mit virtuoser Präzision. Das Booklet im Digipack breitet wichtige Informationen optisch sehr ansprechend aus.
Die erste CD enthält Musik aus echten Blockbustern. Aus Star Wars erklingt eine viersätzige Suite aus der Episode VII (2015). In ihr wird Williams’ Technik der Themenentwicklung exemplarisch angewandt. Die eröffnende Ouvertüre aus The Cowboys (1972) ist ein Beispiel für typisch Amerikanisches, hier in opernhafter Länge. Ebenso sind Superman, Indiana Jones und Jurassic Park vertreten. Trotz stilistisch und orchestertechnisch großer Vielfalt bleibt der fanfarenhafte Triumphmarsch John Williams’ Markenzeichen. Seine Musik zielt ab auf Überwältigung.
Die nur gut eine halbe Stunde dauernde zweite CD enthält überwiegend Musik für kleinere Besetzungen. Catch me if you can (2002) zeigt eine Reverenz zum Cool Jazz, mit warmem Ton interpretiert von der Saxofonsolistin Valentine Michaud. Paul Meyer und Reinhold Friedrich gestalten ihre Soloparts den Vorlagen gemäß ganz unterschiedlich, der Klarinettist mit einer Klezmer-Färbung, der Trompeter mit glasklarem Ton. Dass ein Holzbläserensemble mit „Nimbus 2000“ aus Harry Potter den Abschluss dieses Doppelalbums bildet, zeigt, wie sehr den Beteiligten an diesem Spotlight die Vielseitigkeit des Komponisten am Herzen liegt.
Christian Kuntze-Krakau