Weber, Berg, Beethoven und andere

Spectrum

Werke von Weber, Berg, Beethoven und anderen. Christoph Schneider (Klarinette), Yuliya Balabicheva (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 19635
erschienen in: das Orchester 07-08/2019 , Seite 75

Die Debüt-CD des Soloklarinettisten der Deutschen Oper am Rhein Duisburg, Christoph Schneider, bietet in der Tat ein breites Spectrum nicht nur in der Auswahl aus dem reichhaltigen Repertoire für Klarinette und Klavier, sondern auch in seiner künstlerischen Darbietung. Dabei ist ihm die aus Kasachstan stammende äußerst versierte Pianistin Yuliya Balabicheva eine gleichwertige Partnerin.

Kontrastreich ist die Werkfolge auf der CD angelegt. Mit musikantischem Schwung wird Carl Maria von Webers dreisätziges Grand Duo concertant op. 48 interpretiert, das die Form einer Sonate aufweist. Das Werk verlangt über die musikalische Übereinstimmung hinaus ein Höchstmaß an Perfektion im Zusammenspiel, das den Interpreten mühelos gelingt. Im zweiten Satz beeindruckt besonders die mit intensiver Tongebung gestaltete Kantilene der Klarinette.

Alban Bergs Vier Stücke op. 5 von 1913 stellen der Unbeschwertheit des Grand Duo concertant eine in kleinste motivische Einheiten komprimierte Expressivität gegenüber, die auch die Grenzbereiche der Dynamik erreicht, sowohl ein ekstatisches dreifaches Forte wie auch Echotöne in kaum hörbarem vierfachen Piano. Nach der sehr konzentrierten und ausgefeilten Wiedergabe der für die Musik des 20. Jahrhunderts wegweisenden Stücke ist überraschenderweise ein Werk Beethovens zu hören: die von Christoph Schneider für Klarinette und Klavier transkribierte Sonate ­

F-Dur für Violine und Klavier op. 24, die sogenannte Frühlingssonate. Die lyrischen Partien lassen sich zwar nahezu adäquat auf der Klarinette darstellen, aber die vielen Staccato-Stellen im ersten und besonders im letzten Satz sind weniger instrumentengerecht und überzeugend. Ob diese Bearbeitung dem Urheber recht gewesen wäre?

Da ist der anschließende Sprung in die Gegenwart mit der Komposition Konstrukt I – Thema und Variationen für Klarinette solo aus dem Jahr 2015 von Christoph Schneider (Jahrgang 1989) ein spannungsvolleres und lohnenderes Hörerlebnis. Konstrukt I arbeitet mit neuen Klangmöglichkeiten wie Klangfarbentrillern, Vierteltönen, Mehrklängen u. a. und nutzt auch eindrucksvoll die Gegenüberstellung der verschiedenen Register der Klarinette. Dass der Komponist seine dicht gestalteten Charaktervariationen kongenial interpretiert, steht außer Frage.

Den Schlusspunkt bildet eine ebenso beeindruckende Interpretation der Premiére Rhapsodie von Claude Debussy, die mit größtmöglicher klanglicher Balance zwischen Klavier und Klarinette, bestechender Spieltechnik sowie flexibler Tongebung und spannungsvoll ausgestalteten Tempoübergängen ausgeführt wird. Yuliya Balabichevas transparentes und klangsensibles Klavierspiel hat einen wesentlichen Anteil an dieser äußerst gelungenen Debussy-Einspielung.

Heribert Haase