Rolf Thomas Lorenz
Sonatine
für Horn in F und Klavier, Partitur und Stimmen
Der Hornist blättert durch diese Ausgabe, lächelt verschmitzt und sagt: „Darf ich die gleich mitnehmen?“ Klar, denn dieses Werk gehört auf die Pulte und die Bühnen. Komponist Ralf Thomas Lorenz hat mit dieser Sonatine für Horn in F und Klavier erstklassige Spielmusik für fortgeschrittene Schüler, Studenten und Profis vorgelegt. Die Musik bietet sowohl akustische Orientierungspunkte als auch kleine Überraschungen und wird somit zu einer das Konzert bereichernden Nummer oder zum interessanten Wettbewerbsstück für jüngere, sehr engagierte Bläser, die fleißig üben.
Lorenz schreibt im Vorwort der vorliegenden Ausgabe, diese Sonatine sollte sowohl „rhythmisch-technisch anspruchsvoll“ werden als auch die „Freude am Musizieren“ wecken. 2019 wurde sie im Rahmen des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ uraufgeführt, und seitdem bekomme sie sowohl von „Interpreten als auch von Juroren und Fachlehrern uneingeschränktes Lob“, so Lorenz.
Vier Takte legt das Klavier im ersten Satz (Allegro) vor: flott, bewegt, das kleine eintaktige Motiv harmonisch und rhythmisch leicht variierend. Dann kommt das Horn dazu, folkloristisch, synkopisiert und mit Taktwechseln gewürzt. Es fließt und tanzt sofort, spielfreudig und unterhaltsam. Die beiden tändeln fröhlich weiter, kleine Kantilenen und das Spiel mit der Dynamik (zwischen Mezzoforte und Pianissimo) im Horn strahlen, frisch und fröhlich im gemäßigt modernen Gewand. Weder Horn noch Klavier sind hier technisch allzu stark gefordert, dafür steht der lebendige, wohlklingende Spielspaß im Vordergrund. Das Anfangsthema des Horns beendet, leicht variiert, den Satz.
Der zweite Satz (Lento) eröffnet mit einigen langen, unbegleiteten Tönen im Horn. Zeit, um Klangschönheit, Dynamik und saubere, kiekserfreie Ansprache entspannt zu präsentieren. Das Klavier kommt später in der rechten Hand mit einer sich stetig wiederholenden Sechzehnteltriole in der eingestrichenen Oktave, gefolgt von einem Viertel c””, und einem tiefen Basston in der linken Hand dazu und sorgt dadurch für dramatisch-humoristische Begleitung der langen Horntöne.
Das Horn gönnt sich nun eine kleine Pause, das Klavier moduliert in Achteltriolen weiter. Bald darf auch das Horn ein paar tänzerische Achteltriolen, entfernt an eine Sarabande erinnernd, spielen. Das Klavier übernimmt wieder, das gedämpfte Horn begnügt sich mit ausdrucksvollen Vierteln. Mit ungedämpften langen Tönen im Horn und den schon am Anfang des Satzes auftretenden Sechzehnteltriolen im Klavier verklingt der Satz, an den Anfang erinnernd.
Ein quicklebendiger dritter Satz (Vivace) mit Kadenz beendet die Sonatine. Kantilenen und flotte Achtel wechseln einander ab, ebenso die Taktarten, doch fließt die Musik ohne Stolpern organisch weiter. Horn und Klavier können freudig miteinander interagieren, mal augenzwinkernd wie ein junger Hindemith, mal verhalten wie ein reifer Schumann. Auch ein paar laute Töne und Crescendi sind dem Horn nun gestattet. Der Hornist steckt die Noten zufrieden in die Tasche und plant ein Treffen mit einem Pianisten in den nächsten Tagen.
Heike Eickhoff