Hummel, Johann Nepomuk

Sonate für Klavier und Viola Es-Dur op. 5 Nr. 3

hg. von Ernst Herttrich, Fingersatz der Klavierstimme von Klaus Schilde, mit zusätzlich bezeichneter Violastimme von Tabea Zimmermann

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle, München 2012
erschienen in: das Orchester 09/2012 , Seite 72

Johann Nepomuk Hummels Bratschensonate erschien 1798 im Druck. Wurde sie bereits 1790 komponiert, als das zwölfjährige Wunderkind am Kopenhagener Hof gefeiert wurde? Immerhin widmete Hummel die So-
nate der Prinzessin von Dänemark. Doch die Entstehung des Werks ist genauso wenig bekannt wie das Autograf. Die Urtextausgabe des Henle-Verlags stützt sich u.a. auf den Erstdruck in Wien, der von Hummel im Eigenverlag herausgegeben wurde. Weitere Druckausgaben des beliebten Werks aus den Jahren 1798 in Offenbach, 1815 in Wien und 1818 bei Peters in Leipzig wurden ebenso herangezogen.
Hummels Violasonate ist noch nicht von den dunklen Klängen der Romantik geprägt. Der Mozart-Schüler hatte für den Violapart wohl eher einen hohen Alt im Kopf, der eine Arie singt. Dies gilt vor allem für den ersten Satz, ein „Allegro moderato“, und den langsamen Satz, ein „Adagio cantabile“. Im abschließenden „Rondo con moto“ treten dann auch instrumentale Geläufigkeit und das Durchlaufen des Tonraums bis hinab zum tiefen C hervor. Hier werden Kontraste und ein Alternieren zwischen hohem und tiefem Klangbereich eingesetzt. Dabei stehen rhythmische Impulse und ausgelassene Lebendigkeit im Vordergrund. Die Bratsche wird hier im klassischen Sinn eingesetzt. Sie ist noch kein Spezialinstrument für Elegien und Weltschmerz.
Der Bratschenpart erfordert nicht technische Virtuosität, dagegen hat der Klavierpart durchaus seine Tücken. Meistens übernimmt das Klavier die Umspielung der musikalischen Gedanken in schnellen Noten, während die Viola den „Gesang“ vorträgt. Dabei ist vom Pianisten große Geläufigkeit gefordert, denn das Tempo in den Ecksätzen sollte keinesfalls zu behäbig gewählt werden. Der Anschlag sollte sich am klaren und präzisen Hammerklavierton orientieren und auch in den virtuosen Partien eine sprechende, differenzierte Artikulation anstreben. Das gilt vor allem auch für den sehr kleinteiligen und reich ornamentierten Klavierpart des Adagios. Im Schlussrondo entfaltet das Klavier ein Feuerwerk an virtuosen Läufen. Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass Hummel diese Stimme hier für sich, den Klaviervirtuosen, geschrieben hat.
Die von Ernst Herttrich betreute Urtext-Ausgabe ist rundum gelungen. Vor allem liefert sie einen Notentext, der schon durch das Schriftbild die Struktur der Komposition aufschließt. Viola- und Klavierstimme sind hervorragend lesbar. Der Kommentar erläutert editorische Fragen. Die zusätzliche Violastimme, die von Tabea Zimmermann mit Angaben zum Notenstrich und Fingersätzen versehen wurde, geht sehr sensibel mit dem Urtext um; die Fingersätze in der Klavierstimme von Klaus Schilde erweisen sich als hilfreich und praktikabel.
Franzpeter Messmer