Beethoven, Ludwig van

Sonate für Horn oder Violoncello und Klavier

op. 17, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Wiener Urtext Edition, Mainz/Wien 2013
erschienen in: das Orchester 03/2014 , Seite 74

Die Sonate op. 17 in F-Dur von Ludwig van Beethoven war ursprünglich für den berühmten böhmischen Waldhornisten Johann Wenzel Stich komponiert, der unter seinem Künstlernamen Giovanni Punto als Meister der Handhorntechnik bekannt wurde. Beethoven und Punto absolvierten nach der Uraufführung im April 1800 noch etliche Auftritte mit der anspruchsvollen Sonate. Nur wenige Hornisten der damaligen Zeit besaßen die virtuosen Voraussetzungen für dieses Stück.
Um einen größeren Absatz des Werks zu ermöglichen, wurde die erste Ausgabe von 1802 nicht nur für Klavier mit Horn, sondern auch mit einer Violoncellostimme herausgegeben. Nach Angaben von Beethovens Schüler Carl Czerny wurde die Hornstimme hierfür von Beethoven selbst für Violoncello bearbeitet. In Czernys Dokument Über den richtigen Vortrag der sämtlichen Beethoven’schen Klavierwerke für das Piano mit Begleitung bezeichnet er dieses Werk als Sonate No. 3 op. 17, also als dritte nach zwei früheren Sonaten für Violoncello und Klavier. Damit ist eine Berechtigung für Violoncellisten, diese Sonate neben Hornisten zu spielen, historisch belegt. Czernys Dokument über die Aufführungspraxen der Werke Beethovens ist ein sehr wertvoller Schatz für heutige Interpreten. Allerdings ist die bemerkenswert agile Metronomangabe Czernys zum ersten Satz, Allegro moderato (Viertel = 138), nicht nur für das Soloinstrument, sondern auch für das Klavier ungewöhnlich schnell. Dies könnte ein Überlieferungsfehler sein.
Die hier vorgelegte Neuerscheinung dieser Sonate entstammt der Wiener Urtext Edition mit einem Vorwort des leitenden Redakteurs Jochen Reutter. Die Ausgabe enthält eine Solostimme für Horn und für Violoncello sowie die Klavierpartitur. Beide Solostimmen sind auch im Klavierpart abgedruckt. Die Violoncellostimme ist von dem österreichischen Cellisten und Dirigenten Heinrich Schiff mit Strichen, Fingersätzen und Anmerkungen im Notentext gründlich eingerichtet. Die Fingersätze im Klavierpart sowie die Bemerkungen zur Interpretation stammen von dem Musikwissenschaftler und Musikpädagogen Christian Ubber.
Die Violoncellostimme unterscheidet sich von der Hornstimme an mehreren Stellen. Zum Beispiel sind in den Takten 24 f. des Kopfsatzes die horntypischen Oktav-Sprünge im Hornpart mit Sechzehntel-Figuren in der Violoncellostimme ersetzt. Die Sechzehntel-Passagen der Hornstimme in den Takten 174 ff. sind in der Violoncellostimme ebenfalls spieltechnisch angepasst. Damit gelingt es Beethoven, wenn auch zunächst aus wirtschaftlichen Gründen, gleich zwei unterschiedliche Soloinstrumente mit einem Werk individuell zu bedienen.
Thomas Swartman