Hummel, Johann Nepomuk

Sonate

für Klavier und Violoncello op. 104, Urtext, hg. von Mark Kroll

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2015
erschienen in: das Orchester 06/2016 , Seite 66

Der österreichische Komponist und Pianist Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) gelangte zu seinen Lebzeiten vor allem als Klaviervirtuose zu einiger Berühmtheit. Er erhielt Unterricht bei Mozart, war ein Freund Beethovens und wirkte zudem als Mentor für die nachfolgende Generation von Pianisten wie beispielsweise Schubert, Schumann oder Liszt. Sein Œuvre umfasst mehr als 300 Kompositionen, meist für größere Besetzungen. Die Kammermusik macht nur einen kleinen Teil des Gesamtwerks aus. Hummels musikalisches Wirken und seine Kompositionen schlagen eine Brücke zwischen dem klassischen Stil des 18. und dem romantischen Ansatz des 19. Jahrhunderts.
Die hier vorliegende Sonate für Klavier und Violoncello op. 104 ist ein Werk im frühromantischen Stil, welches 1824 entstanden ist. Hummel selbst brachte es ein Jahr später mit dem Pariser Cellisten Louis-Pierre Norblin zur Uraufführung. 1826 wurde es dann veröffentlicht.
Mark Kroll hat nun für Bärenreiter die erste kritisch-praktische Edition der Sonate herausgegeben. Grundlage lieferten ihm dazu sowohl die Erstausgabe als auch das als Stichvorlage verwendete Autograf. Ein detaillierter Vergleich beider Quellen ergab einige Ergänzungen, vor allem im dynamischen Bereich, die in der Erstausgabe nicht berücksichtigt wurden, nun aber in die Neuausgabe eingeflossen sind. Krolls akribische Recherche zeigt sich auch in dem umfangreichen Vorwort, das zahlreiche Informationen zur Person Hummels, aber auch zur Aufführungspraxis der Sonate enthält.
Spannend ist zudem eine Gegenüberstellung mit der bisher gebräuchlichen Ausgabe der Sonate des Cellisten Friedrich Grützmacher. Dieser nahm nicht nur viele Änderungen der Phrasierung, Pedaltechnik, Dynamik und Rhythmik vor, sondern übertrug im dritten Satz auch thematisches Material vom Klaviersatz in die Cellostimme. Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass in Johann Nepomuk Hummels Komposition der Schwerpunkt auf dem wirkungs- und anspruchsvollen Klavierpart liegt, während das Violoncello im dritten Satz oft harmonische und rhythmische Füllstimmen übernimmt und nur wenig melodische Phrasen zu intonieren hat. Krolls Ausgabe hält sich auch hier an den Urtext.
Aber auch Cellisten werden in Hummels Sonate gefordert. Besonders im zweiten Satz, der Romanza, ist ein ausdrucksstarkes und kantables Spiel gefragt. Im ersten Satz Allegro amabile e grazioso wechseln gesangliche und rhythmische Momente zwischen den beiden Instrumenten ab. Eine nuancierte Ausgestaltung dieses Dialogs zwischen Klavier und Violoncello fördert das musikalische Zusammenspiel und die Spielfreude bei der Interpretation des Kammermusikwerks.
Anna Catharina Nimczik