Franz Doppler

Sonate

für 2 Flöten und Klavier op. 25, Erstausgabe, hg. von András Adorján

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott
erschienen in: das Orchester 04/2019 , Seite 66

Flötenmusik der Gebrüder Doppler erklingt – und Ohrwürmer sind garantiert! Diese Feststellung hätte das Konzertpublikum, das die Brüder Franz (1821-1883) und Karl (1825-1900) Doppler seit 1852 in ganz Europa als virtuoses Flötenduo mit ihren eigenen Kompositionen live erlebte und umjubelte, sicher bestätigt. Und auch heute noch erfreut sich die Flötenmusik der beiden Brüder größter Beliebtheit.
Eines ihrer bekanntesten Werke für zwei Flöten und Klavier ist das Andante und Rondo op. 25. Und genau diese Komposition bekommt nun Zuwachs. In der vorliegenden Notenausgabe bilden diese beiden letzten Sätze den Abschluss der Sonate op. 25. Ihnen vorangestellt sind die beiden Sätze „Moderato“ und „Menuetto“.
Herausgeber dieser Notenausgabe ist András Adorján, einer der bekanntesten und renommiertesten Flötisten unserer Zeit. Er hebt im Vorwort der vorliegenden Notenausgabe heraus, dass es sich bei der Entdeckung dieser Sonate für zwei Flöten und Klavier um eine wichtige Bereicherung für das Werkverzeichnis der Brüder Doppler handelt. Den Hinweis auf diese Komposition gab ein Brief, den Franz Doppler im Jahr 1873 an den Schott-Verlag schrieb. Aus diesem geht hervor, dass der Komponist das Manuskript der kompletten Sonate op. 25 an den Verlag geschickt hatte, jedoch darum gebeten hatte, daraus nur das Andante und Rondo zu veröffentlichen. Und so geschah es.
Unklar bleibt, warum Franz Doppler diese Entscheidung getroffen hat. Obwohl Franz in diesem Brief lediglich sich selbst als Komponisten der Sonate op. 25 nannte, ist davon auszugehen, dass er auch dieses Werk gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Karl schuf.
In der Tat sorgt das komplette Werk für große Spielfreude und versprüht den typischen „Dopp­ler’schen Charme“. Die Brüder verstanden es auf hervorragende Art, in ihrer Kompositionsweise die Flöte mit ihren klanglichen und technischen Möglichkeiten in Szene zu setzen. Die Melodien gehen schnell ins Ohr, die zum Teil an ungarische Folklore erinnernde Rhythmik und Harmonik schnell ins Blut. Der Flötenklang entfaltet sich in seiner ganzen Strahlkraft. Die Klavierstimme erfüllt dabei in erster Linie die Funktion eines harmonischen Fundaments.
Der erste Satz „Moderato“ steht in C-Dur, umfasst 182 Takte und besteht aus sich abwechselnden melodischen und sportlichen Passagen. Das Menuetto trägt die Überschrift „Allegro con spirito“ und besteht aus 72 Takten in a-Moll und einem 80-taktigen Trio in F-Dur.
Der Notendruck ist sehr angenehm lesbar und übersichtlich. Stichnoten in den Einzelstimmen erleichtern das Zusammenspiel.
Die vorliegende Veröffentlichung ist eine wunderbare Erweiterung der Literatur für zwei Flöten und Klavier aus dem 19. Jahrhundert und wird sich sowohl in professionellen Konzertprogrammen als auch im Repertoire fortgeschrittener Schüler sicher einen festen Platz erobern.
Corina Nastoll