Carl Friedrich Abel
Sonata D‑Dur
für Flauto traverso und Basso, hg. von Günter und Leonore von Zadow, 3 Spielpartituren, eine mit Aussetzung
„His compositions were easy and elegantly simple“, urteilt Charles Burney im vierten Band seiner General history of music (1789) über die Werke von Carl Friedrich Abel, der 1723 in Köthen geboren wurde und in Leipzig zu den Schülern von Johann Sebastian Bach zählte. In London, wo dieser „vollendete Musiker“ viele Jahre seines Lebens sehr erfolgreich als Instrumentalist, Dirigent, Lehrer und Konzertmanager wirkte und 1787 auch verstarb, arbeitete Abel u. a. mit Johann Christian Bach zusammen.
Burney lobt Abel als Komponisten und als perfekten Gambisten. Er preist insbesondere sein Talent, ein Adagio zu spielen und zu komponieren; Letzteres schreibt er vor allem seinem hervorragenden Geschmack und seinem umfassenden Wissen über Melodieführung, Harmonie und Modulation zu. Abels atemberaubende Art, ein Adagio geschmackvoll, mit Diskretion und leidenschaftlichem Ausdruck zu spielen, inspirierte Burney zufolge die ganze junge Generation, insbesondere die Spieler von Streichinstrumenten.
Die vorliegende dreisätzige Sonate von Carl Friedrich Abel in der Form langsam-schnell-schnell ist, so die Herausgeber Günter und Leonore von Zadow, höchstwahrscheinlich ein Werk für Traversflöte, da das Manuskript Teil einer größeren Sammlung von Flötensonaten verschiedener Komponisten aus der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen ist. Details über die Entstehungsgeschichte der Sonate sind jedoch (noch) unklar.
Alle Sätze stehen in der Tonart D‑Dur und lassen sich aufgrund dieser Tonart, des Tonumfangs von etwas mehr als zwei Oktaven (d1 bis e3) und der rhythmisch-melodischen Faktur auf der Traversflöte angenehm spielen. Die Sonate beginnt mit einem gefühlvollen Adagio, in dessen Schlusskadenz eine Fermate auf eine frei zu erfindende Kadenz hinweist. Es folgt ein fröhliches, energisch-beschwingtes „Allegro non molto“ und schließlich ein eher ruhiges „Vivace“ auf der Basis eines Menuetts.
Mit seiner großen Barockmusik-Expertise verortet der australische Musiker, Musikwissenschaftler und Musikvermittler Michael O’Loghlin in der Einführung zu dieser Erstausgabe die Sonate im Kontext ihrer Entstehungszeit wie auch des Werks von Abel und gibt auf dem Hintergrund historisch informierter Aufführungspraxis knappe interpretatorische Hinweise, etwa zur Ausführung der Vorschlagsnoten.
Dankwart von Zadows Generalbass-Aussetzung und Bezifferung ist ausgesprochen praxistauglich: Die Solostimme wird nicht zugedeckt bzw. verdoppelt, die undogmatische Stimmenzahl suggeriert eine Aussetzung „prima vista“. Lediglich an manchen Stellen hätte die Stimmführung vielleicht noch etwas eleganter sein können.
Fazit: „Easy and elegantly simple“ trifft in diesem Fall zu – ein relativ leicht spielbares, musikalisch reizvolles Flötenwerk von Carl Friedrich Abel in einer praxisnahen Erstausgabe des kleinen Heidelberger Verlags Edition Güntersberg.
Andrea Welte