Johannes Sperger

Sonata

per il Contrabasso e Viola obligato, Meier C I /7, hg. von Wies de Boevé, Partitur und Stimmen, inkl. des Kontrabasses in Solo-Stimmung und Wiener Stimmung sowie einer Stimme für Tasteninstrument als Alternative zur Viola

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hofmeister
erschienen in: das Orchester 02/2021 , Seite 65

Vor knapp 40 Jahren erlebte der Kontrabass einen Hype besonderer Art. In dem Solostück Der Kontrabass von Patrick Süsskind erhellt ein ebenso frustrierter wie verliebter Spieler des voluminösen Streichinstruments seine Seelennöte. Und er redet natürlich auch über Musik für Kontrabass, unter anderem über die von Johannes Sperger, die er als unspielbar bezeichnet. Wahrscheinlich hat der Autor des köstlichen Stücks keine Musik von Sperger gekannt, sonst hätte sein Urteil anders ausfallen müssen.
Denn die Werke des eingefleischten Kontrabassisten und Komponisten sind von apartem Reiz, besonders die für „sein“ Instrument entstandenen. Technisch sind sie eher dankbar und für geübte Bassisten natürlich kein Problem. Nun liegt eine neue Ausgabe der Sonata per il Contrabasso e Viola obligato (Meier C I/7) vor, die jene beiden Streichinstrumente des heute üblichen Orchesters zusammenbringt, die am wenigstens im Rampenlicht stehen. Die „Kräfteverhältnisse“ sind aller-dings klar verteilt. Der Kontrabass ist das führende Melodieinstrument, die Viola übernimmt die Begleitung.
Entstanden ist das Werk während der Zeit Spergers in Bratislava um 1780. Später war der Meister lange Jahre in Ludwigslust im heutigen Mecklenburg-Vorpommern tätig, weshalb die autografe Vorlage in Form von Partitur und Stimmen aus Spergers Nachlass heute in der Schweriner Landesbibliothek verwahrt wird.
Wie der Herausgeber betont, sei der originale Notentext gut lesbar und lasse „kaum Fragen offen“. Nun ist dies in erster Linie keine historisch-kritische Ausgabe für die Wissenschaft, sondern ein Notenband für die Praxis, der zur weiteren Verbreitung von Spergers Musik beitragen soll, wie er zudem die Akzeptanz des Kontrabasses als ernstzunehmendes klassischen Soloinstrument erhöhen soll.
Deshalb gibt es auch mehrere für die Praxis leicht nutz- und gut lesbare Textversionen. Da das Original in Wiener Stimmung notiert ist, hat der Herausgeber eine eigene Fassung in der heute verbreiteten Solo-Stimmung in Quarten und mit der A-Saite oben erstellt. Er habe dabei „eine Balance gesucht zwischen originalem Text, Spielbarkeit und Klang“, ermuntert aber auch alle Interpreten, eigene Lösungen zu suchen, um dem Klangideal des Komponisten auf dem in Quarten gestimmten Kontrabass möglichst nahe zu kommen.
Wies de Boevé und Andreas Gilger legen bei dieser Neuveröffentlichung auch eine Klavierversion der Viola-Stimme vor, was natürlich in der Praxis sehr brauchbar sein kann, denn es findet sich für Kontrabassisten gewiss leichter ein Pianist als Begleiter als ein Bratschist, der „nur“ begleiten will. Entstanden ist diese Version für den Rostocker Internationalen Sperger-Wettbewerb 2020, der allerdings der Corona-Pandemie wegen auf 2022 verschoben werden musste. Gut aber, dass die Noten zum Üben und Spielen schon da sind.
Karl Georg Berg