Solo de Concours
Mit dieser CD begibt sich Matthias Höfs in den Bereich der modernen klassischen Literatur, wie sie auch immer wieder bei Wettbewerben und Abschlusskonzerten zu hören ist. So dominiert in dieser Musik nicht die Süße der klassischen und romantischen Trompetenliteratur, auch nicht das Majestätische des Barock. In dieser im Wesentlichen aus dem 20. Jahrhundert stammenden Literatur stechen halsbrecherische Winkelzüge ebenso hervor wie die kraftvolle Demonstration der diesem Instrument innewohnenden Strahlkraft. Kurzum, eine Auswahl, bei der, salopp gesprochen, für die Masse der Musikkonsumenten eher die Milch sauer wird.
Es wäre sicherlich wünschenswert, bekäme zumindest ein Teil dieser Masse die Gelegenheit, diese CD einmal zu hören, denn was Matthias Höfs aus diesen Werken macht, ist mehr als bemerkenswert. Seine besondere Klasse ist dem fachkundigen Hörer sicher bekannt. Dennoch ist es immer wieder wunderbar, wie sehr dieser Trompeter doch Musiker ist, fähig, jegliche noch so schwergängige Tonfolge zu einer Melodie zu formen, die das Herz berührt. Höfs Ton verzaubert, trägt einen fort und überwindet die vom Hörer gezogenen Grenzen durch die alles überwindende Kraft seiner Schönheit.
Der Auftakt, Arthur Honeggers Intrada, zeigt gleich die oben genannte Strahlkraft, einem Weckruf gleich, gefolgt von Théo Charliers Solo de Concours, der hier wohl noch romantischsten Komposition. Eugène Bozzas Eingangsfanfare seiner Rustiques stand sichtlich Pate für eine der bekanntesten Star-Trek-Melodien. Auch Hollywood bedient sich nur bei den Besten.
Heinrich Sutermeister nannte sein Werk zwar Gavotte de Concert, von barocker Leichtigkeit ist hier allerdings wenig zu hören. Dies ist eindeutig Musik des 20. Jahrhunderts. Ganz anders bei Jean Françaix: Das Prélude seiner Sonatine versprüht die pure Leichtigkeit. Man hört die Schumannschen Schmetterlinge geradezu flattern. Auch die verbleibenden zwei Sätze, Sarabande und Gigue, versprühen eine geradezu erheiternde Leichtigkeit, die so eine stilistisch-programmatische Balance zum eher düster wirkenden Beitrag Sutermeisters herstellen.
Auch eine Ersteinspielung hat diese CD zu bieten: Antony Plogs Three Miniatures, fast schon minimalistisch anmutende Strukturen, die sich durch vielseitigen Dämpfereinsatz auch tonlich absetzen und dadurch einen klanglich logischen Übergang zu Paul Hindemiths Sonate für Trompete in B ermöglichen. An dieser Stelle bietet sich auch die Gelegenheit, Höfs kongenialen Begleiter Stephan Kiefer zu würdigen. Hatte er bisher den eher unauffälligen, jedoch stets präsenten Zuarbeiter gegeben, so tritt er nun verstärkt in den Vordergrund. Die Sonate für Trompete ist nicht umsonst unter Pianisten gefürchtet. Mit Georges Enescus Légende findet diese CD ihr romantisches Ende. Die eher sanfte Melodieführung entlässt den Hörer entspannt und zugleich verzaubert.
Zuguterletzt sollte die außerordentliche Klangqualität dieser Einspielung nicht verschwiegen werden. Besitzer eines SACD-fähigen CD- oder DVD-Spielers kommen in den Genuss einer hochauflösenden Aufnahme. Allerdings ist auch schon die normale CD-Qualität hervorragend.
Mathias Engl