Ulrike Roos von Rosen
Singen
Diana Damrau, Anja Harteros, Jonas Kaufmann und viele andere geben Auskunft
„Singen“ steht in großen Lettern auf schwarzem Untergrund, das ein Bühnenbild mit Treppenstufen darstellt, in der oberen Bildhälfte der Torso eines Mannes, weiter unten eine Dame, weißer Tüllrock, roter Lackmantel, sehr edel.
Schon ein erstes Hineinblättern in diesen Bildband macht neugierig, rührt an eine ästhetische Seite, die auch bei weiterem Durchblättern nicht enttäuscht wird. Die Seiten zeugen von höchster Glanzqualität, die Fotos springen ins Auge durch intensive Farbgestaltung, zwischen ihnen immer wieder Seiten mit Zitaten, Fragestellungen, Thesen in sehr großer Schrift, die Erläuterungen und Erklärungen dazu dann auf den folgenden Seiten gut gegliedert in etwas kleineren Lettern, die jedoch ebenso mühelos zu lesen sind.
Genau die richtige Dosis an Theoretischem wechselt mit Unterhaltsamem, Interessantem, sowohl für angehende Sänger als auch für alle diejenigen, die schon immer einen etwas tieferen Blick hinter die Kulissen dieses Berufes, der hier mitunter als Lebensart dargestellt wird, werfen wollten, sich einen Überblick rund um die Oper zu verschaffen suchen. So geht es denn um Fragen wie: Auf welche Besonderheit muss der Kostümbildner achten? Muss man heute schön sein, um Erfolg zu haben? Wie hilft Neurofeedback dem Sänger? Wie haben sich die Bildwelten der Oper seit rund 100 Jahren verändert? Blackout: Wie war das noch? Und wenn man die Stimme während eines Auftritts verliert? Wie funktioniert Sprechen und Singen?
All diese und noch viel mehr Fragen tauchen in den insgesamt 17 Unterkapiteln des Buchs auf, die sich im ersten Teil dem Leben des Sängers an sich widmen und sich im zweiten unter der Überschrift „Im Dienste des Gesangs“ um Antworten rund um den Opernbetrieb, die Salzburger Festspiele, Netzwerke und Förderer und ein paar wissenswerte und interessante Brocken aus der Hirnforschung drehen.
Ganz zu Beginn jedoch finden wir ein paar Grundlagen, gerade so detailliert, dass wir erfahren, wie in etwa die Stimmlippen, die Atmung und die Ohren funktionieren, was beim Stimmbruch passiert und wie sich nach Meinung von Diana Damrau eine Sängerstimme entwickelt. Sie – wie auch ihre Kollegen Anja Harteros, die einiges am Gesangsstudium ändern würde; Jonas Kaufmann; Ludwig Hartmann, dem als Besonderheit seiner Regensburger Domspatzenkarriere zunächst der Schweinebraten einfällt; Catriona Smith, die angeblich als Kind nicht singen konnte; Christian Gerhaher und einige mehr – geben erfrischend authentisch Auskunft über ihr Studium, die letzten Minuten vor dem Auftritt, ihre Kindheit.
Natürlich kann so ein Bildband, der eigentlich schon ein Kunstband ist, all diese Themen nur anschneiden. Doch die Art und Weise wie dies hier gemacht ist, ist höchst unterhaltsam und gleichermaßen informativ und bietet eine wertvolle Sammlung von Fotografien, die man gerne immer wieder ansehen möchte.
Kathrin Feldmann