Johann Melchior Molter
Sinfonien Nr. 98 B–Dur/ Nr. 99 B–Dur/ Nr. 100 B–Dur/ Nr. 137 C–Dur/ Nr. 162 D–Dur
hg. von Michael Schumacher, Partituren
Der Thüringer Barockkomponist Johann Melchior Molter (1696-1765) war einer der produktivsten Sinfoniekomponisten der Welt. Er schrieb die bedeutende Zahl von 169 Sinfonien, die aber bei Weitem nicht Beethoven’sche Ausmaße bedienen, sondern eher als größere Instrumentalstücke mit einer Dauer von rund 15 Minuten Länge zu veranschlagen sind. Daneben komponierte Molter – der heute vor allem für seine Trompeten- und Klarinettenkonzerte bekannt ist, die zu den frühesten Vertretern der Gattung gehören – Kirchen- und weltliche Kantaten, das Karfreitagsoratorium Höchst schmerzvoller Tag, Ouvertüren, Orchestersonaten, -konzerte und -menuette und ca. 100 kammermusikalische Kompositionen sowie Opern, von denen nur die Textbücher überliefert wurden.
Molter wurde 1696 im thüringischen Tiefenort an der Werra als Sohn des Kantors Valentin Molter geboren. Auf einer Italienreise von 1719 bis 1721 studierte er die italienische Manier von Vivaldi, Albinoni und von Alessandro und Benedetto Marcello. 1721 wurde er Konzertmeister und 1722 Hofkapellmeister in Karlsruhe. Im gleichen Jahr erschien Molters einziges zu Lebzeiten gedrucktes Werk Esercizio Studioso, sechs Violinsonaten mit Cembalobegleitung. Ab 1734 war er Kapellmeister am Hof des Herzogs Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach, bevor er sich 1737/38 auf seine zweite Italienreise begab, wo die neapolitanische Schule großen Einfluss auf sein Schaffen gewann. 1743 reorganisierte Molter die Karlsruher Hofkapelle. Er starb am 12. Januar 1765 in Karlsruhe, wo sein Sohn Friedrich Valentin Molter als Direktor der Hofbibliothek seinen musikalischen Nachlass verwahrte.
Molters Werke lagen bisher nur in wenigen Musikeditionen vor, da sein Schaffen bald nach seinem Tod in Vergessenheit geriet und das Werk erst ab dem 20. Jahrhundert systematisch erschlossen und erforscht wurde. Umso wichtiger ist das Unterfangen der Edition Dohr anzusehen, die Sämtliche Sinfonien, so auch der Titel der historisch kritischen Partiturausgaben, basierend auf den Handschriften der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Die vorliegenden fünf Sinfonien in drei Bänden (Vol. 36, 61 und 86), herausgegeben von Michael Schumacher, zeigen italienische (u. a. neapolitanische Schule), französische und mitteldeutsche Einflüsse (z. B. Telemann). Sie sind zumeist in der üblichen Satzfolge Allegro/ Andante/Allegro gehalten. Der informative Kritische Bericht gibt Auskunft über Editionsrichtlinien und Quellenort. Ein sehr lesenswertes Vorwort zeichnet die Lebensstationen Johann Melchior Molters nach. Das übersichtliche, schön schlichte Notendesign in geeigneter Druckgröße lädt in der Besetzung Oboe 1+2/Traversflöte, Horn 1+2 in B, C bzw. D, Clarino 1+2 in C, Pauken, Violine 1+2, Viola, Violoncello und Cembalo/Basso zum Musizieren ein.
Claudia Behn