Haydn, Joseph
Sinfonie in H
Hob I:46, hg. von Carl-Gabriel Stellan Mörner, Urtext der Joseph-Haydn- Gesamtausgabe, Partitur
Die Haydn-Gesamtausgabe liegt seit Jahren in den Händen des Haydn-Instituts Köln. Das ist eine Forschungsaufgabe für mehrere Wissenschaftler-Generationen, erschienen doch die ersten Bände noch in den 1950er Jahren. Das Ende der auf 111 Bände angelegten Gesamtausgabe ist für 2014 geplant.
Unter den ersten Ausgaben findet man auch den Band mit Sinfonien der Schaffensperiode 1766 bis 1772 von Joseph Haydn. Dieser Band VI der Gesamtausgabe, der auch die Sinfonien Hob. 35, 49 (La passione), 42, 45 (Abschiedssinfonie) und 47 enthält, wurde 1966 herausgegeben. Der Kritische Bericht dazu folgte 1969. Die Sinfonie Nr. 46 H‑Dur ist auch in dem großen sinfonischen uvre Haydns ein Unikat, denn sie ist die einzige Sinfonie in dieser Tonart. Experimentell ist dabei aber nicht nur deren Tonart, sondern auch die formale Anlage des Finales, in dem Haydn wörtlich das Menuett der Sinfonie zitiert. Die thematische Verklammerung von einzelnen Sätzen durch Zitate wurde in der Sinfonik erst später zum Formmodell.
Der Bärenreiter-Verlag Kassel hat 2013 nun die Sinfonie H‑Dur als Einzeltitel herausgegeben, und zwar, wie Andreas Friesenhagen im Vorwort schreibt, als Nachdruck der Edition der Haydn-Gesamtausgabe.
Anders als bei vielen Werken von Haydn liegt dieser Sinfonie eine autografe Partitur zugrunde, die als Hauptquelle für die Haydn-Gesamtausgabe herangezogen worden war. Editorisch dürfte damit diese Ausgabe trotz ihres Alters auf dem neuesten Stand sein, zumal bei der Redaktion der Gesamtausgabe Stimmen der Hofkapelle in Esterházy und aus einem Wiener Kopisten-Büro eingesehen werden konnten. Die Herkunft dieser aufführungspraktischen Hinweise zu Artikulation und Ornamenten lassen sich im Kritischen Bericht im Detail nachverfolgen.
Es ist erfreulich, dass Haydns Sinfonie H‑Dur Nr. 46 nun auch in dieser editorisch ansprechenden Version samt Stimmensatz zur Partitur erhältlich ist, da sich in manchen der alten Notenausgaben der Haydn-Sin-
fonien nicht nur Fehler bemerkbar machen, sondern auch weniger aufführungspraktische Notizen zu lesen sind.
Es mag vielleicht sinnvoller erscheinen, gleich den Band der Gesamtausgabe zu erwerben, denn der ist mit 86 Euro für sechs Sinfonien für eine in Leinen gebundene Partitursammlung nicht wesentlich teurer als die nun vorliegende Einzelausgabe mit Klammerheftung. Aber auch bei der vorliegenden Bärenreiter-Edition ist das Schriftbild gestochen scharf und mit einem Preis von knapp 25 Euro nur für die Partitur gut für Auffüh-
rungen geeignet. Wer Haydn-Sinfonien in seine Konzertprogramme aufnimmt, sollte also diese kritische Ausgabe nicht ignorieren.
Gernot Wojnarowicz