Joseph Haydn

Sinfonie in Es Hob. I:76

Urtext, hg. von Sonja Gerlach und Sterling E. Murray, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter
erschienen in: das Orchester 1/2022 , Seite 68

Seit mehr als sechs Jahrzehnten widmet sich das in Köln angesiedelte Joseph Haydn-Institut der wissenschaftlich-kritischen Gesamtausgabe von Haydns Werken. Während die Bände der Gesamtausgabe – diese umfassen detaillierte Kritische Berichte zur Quellenlage und deren Auswertung – im Münchner Henle-Verlag erscheinen, werden die für die Musizierpraxis bestimmten Ausgaben der Sinfonien, deren Notentexte auf der Gesamtausgabe beruhen, vom Kasseler Bärenreiter-Verlag veröffentlicht. So verhält es sich auch mit der vorliegenden Partiturausgabe von Haydns Sinfonie in Es-Dur Hob. I:76 aus dem Jahr 1782.
Obgleich für die künstlerische Praxis gedacht, ist der Band nicht nur auf den reinen Notentext beschränkt. In dem – mit einem Anmerkungsapparat versehenen – Vorwort von Andreas Friesenhagen, einem langjährigen Mitarbeiter des Haydn-Instituts, werden wichtige Hintergründe zur Werkentstehung und -veröffentlichung vermittelt. So erfährt der Nutzer der Partitur, dass die Sinfonie in Es-Dur zu einer Gruppe von drei Sinfonien gehört (Hob. I:76-78) und Haydn deren Veröffentlichung erstmals selbst veranlasst hat. Dargestellt werden in diesem Zusammenhang die vertraglichen Bedingungen mit seinem langjährigen Dienstherrn, dem Fürsten Nikolaus Esterházy, da erst eine Vertragsänderung aus dem Jahre 1779 Haydn ermöglichte, ohne dessen Zustimmung für andere Auftraggeber zu komponieren.
Obgleich die vorliegende Ausgabe keinen Kritischen Bericht enthält, werden im Vorwort wichtige Details zur Edition vermittelt: Neben einer kurzen Beschreibung der Quellenlage sowie Nennung der Quellen im Anmerkungsapparat ­erfolgen einige wichtige Hinweise zum Notentext. So werden Artikulationszeichen, Ornamente und Noten aus einer Nebenquelle in runde, Ergänzungen der Herausgeber in eckige Klammern gesetzt. Ebenso wird unter Nennung konkreter Takte darauf hingewiesen, dass Bögen bei Triolen als Gruppen- und nicht als Bindebögen zu verstehen sind – mithin Details, welche auch der Musizierpraxis zugutekommen. Neben diesen Hinweisen im Vorwort finden sich zudem weitere Anmerkungen in Form von Fußnoten direkt unter dem Notentext. Für weitergehende Informationen wird auf den Kritischen Bericht im betreffenden Gesamtausgabenband verwiesen.
Die Partiturausgabe kommt mit ihrem großzügig gewählten Format der Musizierpraxis sehr entgegen. Je Seite finden jeweils zwei Systeme untereinander Platz. Angesichts der nicht allzu großen Besetzung des Werks ist der Notentext gut proportioniert und erscheint sehr transparent gestaltet. Dies kommt vor allem der Orientierung bei ­Proben sehr entgegen. Da die vorliegende Ausgabe – wie eingangs ­erwähnt – auf der Haydn-Gesamtausgabe beruht, kommen die dort im Zuge der Edition gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse auch der künstlerischen Praxis zugute. Neben der vorliegenden Par­titurausgabe wird vom Bärenreiter-Verlag zusätzlich das Aufführungsmaterial in Einzelstimmen ange­boten.
Bernd Wladika