Joseph Haydn

Sinfonie c-Moll Hob. I:52

Urtext, hg. von Andreas Friesenhagen und Ulrich Wilker in Verbindung mit Clemens Harasim, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel
erschienen in: das Orchester 5/2023 , Seite 66

Ihr Entstehungsdatum ist nicht genau bekannt. Wie manch andere Moll-Sinfonien Haydns, die sich kurioserweise in den 1770er Jahren zu ballen scheinen, in denen er gerne experimentierte und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchte, datiert die neuere Forschung vorliegende c-Moll-Sinfonie nun auf das Jahr 1771, obgleich der alte Katalog vom Leipziger Verlag Breitkopf die Sinfonie einst auf das Jahr 1774 datiert hatte. Andreas Friesenhagen, der das deutsch-englische Vorwort verfasste, führt genau an, wie es zu diesem älteren Datum gekommen war. Ebenso wird darauf hingewiesen, dass Haydn wiederum in seinen zwei Außensätzen zwei verschieden gestimmte Hörner besetzte und dies wohl zum ersten Mal im Abstand einer Sexte (C alto und Es). Die Frage, ob hier der Komponist durch den vielfach zitierten Artikel – erschienen in den Musikalischen Nachrichten und Anmerkungen im Sommer 1770 – aus der Feder von Johann Adam Hiller inspiriert wurde, der allerdings einen Abstand von einer kleinen Terz empfiehlt, scheint in der Forschung inzwischen allgemein bejaht zu werden. Ergänzend sei aber anzumerken, dass beispielsweise Johann Baptist Wanhall in seiner g-Moll-Sinfonie von 1771 ebenfalls schon ein verschieden gestimmtes Hornpaar besetzte. Auch Wolfgang Amadeus Mozart wandte 1773 in seiner „kleinen“ g-Moll-Sinfonie KV 183 diese Technik an. Es mag also in dieser Zeit so eine Art Mode gewesen sein, durch die unterschiedlichen Hornstimmungen die fehlenden Töne aufgrund der Naturstimmung des Hornes ersetzen zu können. Die ersten Ventile gab es bekanntlich ja erst knapp 50 Jahre später.
Ferner folgte Haydn der damaligen Standardbesetzung mit eben den beiden Hörnern, zwei Oboen und Streichern, wobei die Basso-Stimme nicht näher bezeichnet und auch kein bezifferter Bass – der manchmal ein obligates Cembalo fordert – vorhanden ist. Eine in „mehreren zeitgenössischen Abschriften überlieferte, eigenständige Fagott-Stimme“ sei nach Angabe des Herausgebers nicht authentisch und wurde daher, anders als bei anderen Neuausgaben, hier zu Recht nicht berücksichtigt.
Vorliegende Edition ist ein Nachdruck der Gesamtausgabe von Haydns Werken und stammt aus dem Jahre 2013. Insbesondere seien es vier Stimmenabschriften aus einem Wiener Kopistenbüro gewesen, die diese Ausgabe möglich machten. Der Verfasser des informativen Vorworts verweist für eine genaue, wissenschaftliche Betrachtung des Kritischen Berichts mit den Quellenangaben, den Lesarten und Einzelanmerkungen auf den Band der Gesamtausgabe, Serie I, Band 5b, Sinfonien um 1770–1774. Der sauber gedruckte Notentext ist bestens lesbar und für Dirigierzwecke ebenso bestens eingerichtet.

Werner Bodendorff