Pintscher, Matthias , Karl Amadeus Hartmann, Olga Neuwirth, Paul Hindemith und Kathrin Denner
Simon Höfele: Concertino
Eriko Takezawa (Klavier) u.a.
Obwohl erst Anfang zwanzig, ist Simon Höfele zumindest unter Trompetern kein Geheimtipp mehr. Der junge Ausnahmekönner hat schon häufig auf sich aufmerksam gemacht. Was allerdings auffällt, ist Höfeles Suche nach neuen Klängen, neuer Musik als ob er geradezu von seinem an sich doch sehr prominenten Instrument ablenken wollte. Viele Trompeter bauen ihre Karriere darauf, hervorragende Trompeter zu sein. Höfele scheint das nicht zu genügen. Er will offensichtlich weiter.
Dies zeigt sich einerseits im Repertoire der vorliegenden Veröffentlichung, noch viel mehr allerdings in seinem Spiel. Selbst in Solopassagen wirkt Höfele nicht wie der Solist, sondern eher wie ein Botschafter, ein Botschafter der Musik, die (auch) durch ihn zum Leben erweckt wird. Wahre Meisterschaft zeigt sich dort, wo man als Zuhörer die technischen Hürden eines Werks gar nicht mehr mitbekommt, wenn eine handwerkliche Stufe erreicht wurde, die es dem Spieler erlaubt, sich vollkommen auf die Musik zu konzentrieren.
Auf der CD Concertino wechseln sich solistische und kammermusikalische Werke ab. Höfele ist hörbar Teil eines Klangkörpers, der eben nicht als Vehikel zur Präsentation seines solistischen Könnens herhalten muss. Im Gegenteil, der Solist fügt sich vollkommen ein, als Teil eines lebendigen Organismus. Diese ganzheitliche Geisteshaltung durchzieht die gesamte Produktion und wird auch in der Aufnahmetechnik umgesetzt. Hier wurde mit viel Akribie und Können Technik im musikalischen Sinn eingesetzt.
Es ist vielleicht eines der positivsten Zeichen unserer Zeit, immer häufiger auch gerade sehr jungen Menschen zu begegnen, die ihr Können dem großen Ganzen widmen, obwohl sie sehr wohl das Zeug zum Star haben: die Idee von La Mannschaft in der Musik. Im Orchester mag das der Normalzustand sein, im Bereich des Solistischen eher nicht. Zu sehr hat sich die Show auch der Klassik bemächtigt. Es wäre einfach, die Solowerke dieser Einspielung als Showcases zu inszenieren, als Zurschaustellung instrumentalen Könnens.
Dass dies angesichts der immensen technischen Herausforderungen dieser Werke nicht der Fall ist, macht diese teilweise doch sehr modernen Kompositionen erst erfahrbar. Höfele spielt mit einer zurückhaltenden Zartheit, die den Zuhörer in Klänge fernab des Üblichen eintauchen lässt und doch irgendwie ganz nah erscheint. Diese Spielweise ermöglicht es seinen Mitstreitern, in den Ensemblewerken einen ebenbürtigen Platz einzunehmen und diese für den Hörer als gemeinschaftliche Darbietung erfahrbar zu machen.
Mathias Engl


