Olli Mustonen
Sestetto
per pianoforte, flauto, oboe, clarinetto in La, corno in Fa e fagotto, basato sul quintetto per pianoforte e quartetto darchi, Partitur und Stimmen
Drei Sätze, Dramatik und Effekt Olli Mustonen legt ein imposantes Sextett vor. Basierend auf seinem Klavierquintett lässt er hier mit Holzbläserquintett und Klavier Klang, Ekstase und Verhaltenes wohlgesetzt ertönen. Technisch ist das Sestetto durchaus anspruchsvoll, dem interessierten Zuhörer sicher ein fulminantes Vergnügen.
Im Fortissimo startet der erste Satz: Akzentuiert legt das Klavier Akkorde (das Sechzehntel wirkt als langer Vorhalt zum Akkord und steigert die Dramatik) vor. Die Bläser fügen in den ersten zwei Takten lange Töne in tiefer Lage dazu, bis sie zweimal in das Akkordmotiv mit einstimmen. Tiefe Achtel auf den Zählzeiten (gewürzt durch einige Taktwechsel) sorgen bald schon im Klavier für vorwärts treibende Bewegung, fast wie die kurze Persiflage eines Walzers im Dreiviertel- und Zweivierteltakt. Einige Bläser setzen Synkopen dazu, das Klavier geht ebenfalls zu Synkopen über bis sich alle sechs Instrumente im kräftigen Synkopenreigen endlich zusammenfinden. Anschließend folgen die schon bekannten Achtel des Klaviers (wiederum auf den Schlägen), dazu gibt es Einwürfe der Bläser.
Harmonisch nur gemäßigt modern, rhythmisch recht expressiv, spielt Mustonen nun mit dieser Stimmung und verdichtet den Klaviersatz kurzzeitig auf Viertel, die in marschierende Achtel münden. Eine Art Gigue wird ins molto passionato gesteigert um wieder zu verebben. Wenige Zweiunddreißigstel-Läufe und Sechzehntel-Septolen in Flöte und Klarinette streuen Glanzlichter, und Mustonen spielt immer die Dramaturgie im Auge wieder ein wenig mit dem Tempo. Am Ende des Satzes stehen Akkorde und Töne als Viertel im Fortefortissimo. Im Vorwort verspricht Mustonen Dramatik und Leidenschaft im ersten Satz. Genau dies liefert dieser Satz, gut gesetzt und spielfreudig.
Nach Tutti und Klangfülle startet der zweite Satz mit nur wenigen Tönen. Die Klarinette darf solistisch elegante Melancholie verbreiten, bis die Oboe übernimmt, umspielt von sanften Flötentönen. Das Klavier hält sich zunächst sehr zurück, scheint das Bläserquintett kurzzeitig sogar nur zu begleiten, bis es mit fließenden Achteln, wie sie von der Flöte schon eingeführt wurden, wieder einsteigt. Ein schneller Teil, geprägt von Triolen, folgt. Eine Achtelvariation folgt im Anfangstempo des Satzes und auch das Klavier lässt nun das Thema in der rechten Hand, unbegleitet vom Quintett, erklingen. Die Bläser dürfen kurz den Themenkopf zitieren, dann setzt das Klavier mit Achtelketten wieder ein. Pianist Mustonen lässt das Klavier nun virtuos galoppieren, doch am Ende des Satzes bleibt nur ein einzelnes Gis der Klarinette übrig.
Sehr langsam startet der dritte Satz (Finale) mit tiefen Achteln im Klavier. Misterioso soll es klingen, wünscht Mustonen. Drängend übernimmt das Klavier wieder einmal die Führung (kein Wunder, ist der Komponist doch selbst ein herausragender Pianist!). Die Musik verdichtet sich, das Tempo zieht an ein Dreivierteltakt am Ende betont die Schlusswirkung und bremst zugleich, bewusst, den Verlauf.
Heike Eickhoff