Tschaikowsky, Peter

Serenade

Metamorphosen Berlin, Ltg. und Violoncello: Wolfgang Emanuel Schmidt

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Sony Classical
erschienen in: das Orchester 10/2017 , Seite 68

Einen besonderen Repertoirewert kann man dieser CD des vom Cellisten Wolfgang Emanuel Schmidt gegründeten und geleiteten Ensemb­les „Metamorphosen Berlin“ mit Kompositionen von Peter Tschaikowsky nicht attestieren: Dafür gibt es zu viele gute bis hervorragende Einspielungen sowohl der Streicherserenade op. 48 und als auch des Souvenir de Florence op. 70 (in der Fassung für Streichorchester). Eine aparte Repertoireergänzung sind hingegen die beiden Bearbeitungen  des Valse sentimentale op. 51,5 und von Oktober (aus den ursprünglich für Klavier komponierten Jahreszeiten op. 37) für Cello und Streicher von Wolfgang Emanuel Schmidt.
Tschaikowsky selbst hat zwei bekannte Bearbeitungen eigener Werke für diese Besetzung vorgelegt: das hier nicht aufgenommene Andante cantabile aus dem Streichquartett op. 11 sowie das auf der CD enthaltene Nocturne op. 19,4, und dieser Praxis folgten bedeutende Cellisten wie z.B. David Geringas. Wolfgang Emanuel Schmidt zeigt sich bei den drei Miniaturen als ausdrucksstarker, sehr farbenreich agierender Cellist, der mit sonorem, aber variablem Ton musiziert, ohne allzu gefühlsselig zu spielen. Man spürt in jedem Takt die Nä­he des Interpreten zu Tschaikows­kys Musik. Auch der sehr lesenswer­te Booklettext stammt von Schmidt.
Was die insgesamt gut aufgenommene CD – nur die Tiefenstaffelung ist nicht optimal – zudem über den Durchschnitt der Tschaikowsky-Einspielungen hebt, ist die Qualität der Streicher des 2010 gegründeten Ensembles „Metamorphosen Berlin“ (Namenspatronin ist die gleichnamige Komposition von Richard Strauss). Dem Ensemb­le gehören hervorragende Kammermusiker an, Preisträger internationaler Wettbewerbe und besonders qualifizierte Orchestermusiker wie die famose Konzertmeisterin Indira Koch; die Cellogruppe besteht aus ehemaligen Schülern von Schmidt.
Die klangliche Ge­schlos­sen­heit des Ensemblespiels ist ebenso überzeugend wie die feinen dynamischen Abstufungen, die Fülle der Klangfarben oder die sprechende Artikulation des Kammerorchesters, das trotz aller packenden Emotionalität der Sicht auf die Streicherserenade oder des Souvenir de Florence einem ausufernden Vibratogebrauch, wie man es häufiger von östlichen Streicherensembles gewohnt ist, eine Absage erteilt. Unter Schmidts Leitung legt „Metamorphosen Berlin“ ein emotional packendes Bekenntnis zur Ausdruckstiefe der Musik von Tschaikowsky ab. Kraftvoll und mit viel Elan wird hier musiziert, ohne dass die Eleganz der Kompositionen vernachlässigt würde. Details werden auf dieser Einspielung genau ausformuliert, dabei aber immer in den musikalischen Verlauf eingebunden. Bei aller Virtuosität des Spiels der Streicher werden die Tempi nicht zu sehr zugespitzt, die Elegie aus der Streicherserenade beispielsweise wird deutlich breiter als gewohnt angegangen, was der Ausdruckstiefe des oft routiniert abgespulten Stücks zugute kommt. Eine überzeugendes Bekenntnis zu Tschaikowsky und der Schönheit und Ausdruckstiefe seiner Musik.
Walter Schneckenburger

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