Camille Saint-Saëns

Septuor für Trompete, Klavier, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel
erschienen in: das Orchester 6/2025 , Seite 66

Als einer der renommiertesten französischen Komponisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hat Camille Saint-Saëns mit Werken wie der Oper Samson et Dalila oder der humorvollen Suite Le Carnaval des animaux bleibende Beiträge zur Musikgeschichte geleistet. Das Septuor für Trompete, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier op. 65 komponierte er für die Kammermusikvereinigung „La Trompette“ und deren Gründer Émile-­Michel-­
Hyacinthe Lemoine. Ursprünglich hatte sich Saint-Saëns geweigert, auf Lemoines Anfrage ein Werk für Trompete zu schreiben, und scherzte: „Ich kann Dir gern ein Konzert für fünfundzwanzig Gitarren schreiben, für dessen Aufführung Du ganz Kastilien und Andalusien entvölkern müsstest; aber für Trompete? Unmöglich.“
Saint-Saëns’ Septett op. 65 gilt als meisterhafte Verbindung von Virtuosität und kammermusikalischer Raffinesse. Ursprünglich für eine solistische Streicherbesetzung konzipiert, gibt es Hinweise darauf, dass das Werk gelegentlich mit doppelten Streicherstimmen oder sogar mit Streichorchester aufgeführt wurde. Der Trompetenpart ist für die damals übliche tiefe Es-Trompete komponiert, welche eine große Sexte tiefer erklingt als notiert und die mit ihrer doppelten Rohrlänge gegenüber der modernen Es-Trompete eine ganz eigene klangliche Charakteristik entfaltet. Die moderne Es-Trompete erweist sich als nur bedingt geeignet, da die tiefsten Töne entweder durch spieltechnische Kniffe erreicht oder eine Oktave höher transponiert werden müssen.
Das Besondere an dieser neuen Ausgabe sind – neben informativer Einleitung und kritischem Bericht – auch die im Appendix enthaltenen Takte. Diese Passagen, die ursprünglich gestrichen wurden, hat die Herausgeberin rekonstruiert und editorisch ergänzt.
Nicht nur die seltene Besetzung macht dieses Werk besonders, sondern auch seine Anklänge an die französische Suiten-Tradition des 18. Jahrhunderts. Humorvolle Instrumentation und elegante Leichtigkeit verleihen ihm einen ausgeprägt „französischen“ Klang.
Die Einbindung dieses Werks in ein Konzertprogramm ist anspruchsvoll, da es kaum vergleichbare Literatur gibt. Eine seltene Ausnahme ist Alphonse Duvernoys Sérénade op. 24 für die gleiche Besetzung. Auch das Septett der dänischen Komponistin Hilda Sehested ist eine interessante Alternative – hier ersetzt ein Kornett die Es-Trompete. Spannende Programmkonstellationen ergeben sich zudem in Kombination mit Vincent d’Indys Suite op. 24 für zwei Flöten, Trompete und Streichquartett oder mit Samuel Barbers später entstandenem Capricorn Concerto op. 21 für Flöte, Oboe, Trompete und Streichquintett.
Abschließend bleibt nur, Sabina Teller Ratner zu ihrer großartigen Neuausgabe des Septuors von Saint-Saëns zu gratulieren.
Tobias Krieger

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