Aurio Signature.

Aurio Signature. Seltene Meisterwerke für Sie entdeckt

Flöte/Klarinette, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Aurio
erschienen in: das Orchester 09/2020 , Seite 86

Ein neuer Verlag mit eigenem Konzept wagt sich auf den Notenmarkt: Aurio – Die Musikbibliothek der Inspirationen. Er möchte dem Profi- und Laienmusiker ein „Wegweiser durch den Dschungel der Notenliteratur“ sein mit „spielfertig aufbereiteten Schätzen der klassischen Musik“. So steht es im vielversprechenden Begrüßungstext des Verlegers Sebastian Bund-Rolsers. Für verlegerische Qualität sorgt ein von Musikwissenschaftlern nach Originalquellen edierter Notentext.
Neu ist das Vertriebsmodell, das in erster Linie auf Abonnements setzt. Das ehrgeizige Ziel sind jeweils vier Ausgaben pro Jahr für ein Instrument, die als – qualitativ hochwertige – Druckausgabe oder digital als PDF (beim Abo der Druckausgabe inklusiv) erworben werden können, aber auch der Kauf von Einzelausgaben ist möglich. Für die Werkauswahl zeichnen Kuratoren verantwortlich, die mit ganzseitigem Foto und Interview präsentiert werden. Zu jedem Werk gibt es eine Komponistenbiografie und Informationen zum Stück sowie einen Quellennachweis. Die Werkauswahl setzt auf Vielseitigkeit: stilistisch, im Schwierigkeitsgrad und in der Besetzung.
Für den ersten Querflötenband hat Kathrin Christians, Opus-Klassik- Nachwuchs-Künstlerin 2018, die anspruchsvolle “Sonata appassionata” für Flöte solo von Sigfrid Karg-Elert, die klavierbegleitete “Sérénade aux étoiles op. 142” von Cécile Chaminade und “Trois pensées op. 23” von Roland Revell ausgewählt. Von dem bekannteren Flötenkomponisten Johann Caspar Kummer ist das erste der Trois duos aus op. 69 in D-Dur vertreten, dessen Dreisätzigkeit hier ungenau mit dem Titel der Sammlung gleichgesetzt wird.
Editorisch bleiben hier einige Fragen: Im 1. Satz in Takt 132 ist die ff-Angabe wenig sinnvoll, und im 2. Satz Takt 17/23 erschließt sich die doppelte Verbalkung der Zweiunddreißigstel nicht. Die Mitwirkung eines Klavierpartners und Oboisten, für den eine eigene Stimme beigelegt ist, erfordert ein relativ einfaches Concertino des unbekannten Franzosen Alfred de Maasa (1837-1913).
Im Klarinettenband, der gemeinsam von dem Spanier Pablo Barragán und dem auch als Herausgeber aktiven Nicolai Pfeffer kuratiert wird, gibt es neben Originalwerken auch Bearbeitungen. Dabei ist Nicolai Pfeffers Transkription von Beethovens Violinsonate Nr. 5 op. 24 vor allem dem Jahresjubilar geschuldet, während die Mallorca Barcarola op. 202 von Isaac Albéniz auf Pablo Barragán zurückgeht, der dieses Stück oft als Zugabe spielt. Zu diesen klavierbegleiteten Werken kommt noch ein Divertimento im Stil einer Opernparaphrase von Luigi Bassi hinzu, das ebenso für ambitionierte Laien gut erreichbar ist wie das als Partitur (mit Stimmensatz) gedruckte Quartett c-Moll op. 4 für Klarinette und Streichtrio von Bernhard Henrik Crusell. Ein spielfreudiges konzertantes Duo aus der Klassik von Joseph Pranzer vervollständigt den Klarinettenband. Ob das mit einem guten Preis- Leistungs-Verhältnis angelegte Verlagskonzept aufgeht, werden die Fol – gebände zeigen – auf deren Werkauswahl man vertrauen muss.

Heribert Haase